Spieglein, Spieglein

 

Judy konnte in dieser Nacht einfach nicht einschlafen. Warum, konnte die junge Frau einfach nicht sagen. Es gab nichts, worüber sie sich Sorgen machen mußte. Ihr Mann war den Rest der Woche noch auf Geschäftsreise, okay. Sie lag alleine in diesem großen Bett, in diesem großen Zimmer, okay... Aber sie war nicht allein im Haus.

Ihr Sohn Billy schlief nur zwei Zimmer weiter, in seinem Bett. Um ihn brauchte Judy sich auch keine Gedanken zu machen. Er war kein Schlafwandler, hatte so gut wie nie Alpträume und auch ansonsten machte er nie irgendwelche Schwierigkeiten. Er war acht Jahre alt und im Gegensatz zu einigen seiner gleichaltrigen Freunde und Schulkameraden, sehr ruhig. Kein Energiebündel, daß einen den ganzen Tag nervte und immer wieder Unsinn machte.

Vielleicht ist er sogar schon wieder zu brav, dachte Judy kurz. Dann verwarf sie den Gedanken. Quatsch. Er ist ein ganz normaler Junge und entwickelt sich wie jedes andere Kind in seinem Alter.

Die blonde Frau wälzte sich auf die andere Seite und schloß die Augen, mit dem Wissen, daß es nichts nützen würde. Sie konnte einfach nicht einschlafen. „Verdammt.“ Die junge Frau setzte sich auf und schaltete die Lampe auf dem Nachttisch an. Vielleicht sollte sie noch ein wenig lesen. Oder eine Tasse warme Milch trinken. Wenn das Billy beim einschlafen half, wieso nicht ihr?

Mit einem Seufzer schlug Judy die Bettdecke bei Seite und stieg aus dem Bett, um sich auf den Weg in die Küche zu machen. Sie trug nur ein blaues Nachthemd und bei dieser Hitze, es war schließlich Sommer, war selbst das zu viel.

Auf dem Flur schlich Judy, um ihren Sohn nicht zu wecken, zur Treppe, die nach unten führte. Sie tastete neben dem Geländer nach den zwei Lichtschaltern. Sie waren beide in einer Halterung. Judy drückte den rechten in die Fassung, damit unten, vor der Haustür, das Licht anging. Obwohl die Frau sich sicher war, allein zu sein, hatte sie weiche Knie, als sie die Treppe runter ging. Es geschah so viel in Amerika. Jeden Tag las man in der Zeitung von Vergewaltigungen, Morden und Einbrüchen. Judy erreichte die Küche, ging über die kalten Fliesen zum Kühlschrank und öffnete ihn. Das Licht blendete sich kurz. Sie nahm die Milchtüte, holte aus einem Schrank einen Topf hervor und stellte ihn auf den Herd, mit dem Hintergedanken, sich nächsten Monat endlich eine neue Mikrowelle zu kaufen.

Während die Milch in dem Topf heiß wurde, lehnte Judy am Kühlschrank und grübelte. Sie dachte über vieles nach. Den nächsten Urlaub, den nächsten Arbeitstag, der Geburtstag ihres Mannes...

Das Poltern riß sie aus ihren Gedanken. Judy schaute zur Decke, denn das Geräusch war von oben erklungen. Es wiederholte sich nicht. Wenn Billy aus dem Bett gefallen war, würde er schreien, er war schließlich noch jung und hatte bestimmt einen Riesenschreck bekommen. Judy schaute weiter hin zur Decke.

Aber was, wenn er nicht aus dem Bett gefallen ist, dachte sie. Nicht von allein... Sie spürte eine Gänsehaut über ihren Rücken laufen. Die junge Frau vergaß ihre Milch und ging zur Treppe, um von dort aus Billys Zimmertür zu beobachten. Es brannte kein Licht in dem Zimmer. Das wäre unter der Tür durch zu sehen gewesen. Judy ging die Treppe hoch. Lautlos, mit einem Kloß im Hals.

Was ist das gewesen, dachte sie. Es war aus Billys Zimmer gekommen und jetzt herrschte wieder Totenstille. Totenstille... Judy schüttelte den Kopf. Verdammt, denk so was nicht einmal. Sie erreichte die Zimmertür und...

Lauschte. Da waren Stimmen. Sie flüsterten.

Judys Herz setzte einen Schlag aus. Sie hielt den Atem an und spürte, wie ihre Knie weich wurden. Dann erkannte sie Billys Stimme. Die junge Frau schloß die Augen, atmete auf und lachte leise. Herr Gott, dachte sie. Natürlich ist das Billys Stimme. Wer soll denn da sonst reden, du dumme Kuh. Sie schüttelte den Kopf und lachte wieder.

Bis sie merkte, daß jemand Billy antwortete. Eine andere Kinderstimme, die Judy nie zuvor gehört hatte. Sie lauschte, versuchte zu verstehen, was da geredet wurde, verstand aber nur Fetzen. Das Wort „Geburt...“ fiel mehrmals. Judy griff nach der Türklinke, zögerte und stieß die Tür schließlich auf.

Ihr Sohn kniete vor dem Spiegel an seiner Schranktür und schaute seine Mutter erschrocken an. In dem Zimmer war es stockfinster und wäre das Licht aus der Diele nicht gewesen, hätte Judy ihren Jungen nicht gesehen. Sie drückte den Lichtschalter neben der Tür in die Halterung und Billy kniff geblendet die Augen zu.

Er war allein. Außer ihm befand sich niemand im Zimmer.

Der Junge trug seinen weißen Schlafanzug, auf dem bunte Luftballons gestickt waren. Sein blondes Haar lag kraus auf seinem schmalen Kopf und er fragte: „Mami, was machst du denn noch so spät hier?“

Judy guckte ihn an. „Das selbe hätte ich dich fragen können, junger Mann.“ Sie betrat den kleinen Raum. Links wurde die Wand von dem Schrank eingenommen. Rechts stand das Bett. Daneben war ein großes Fenster, vor das Billy die Vorhänge gezogen hatte.

Judy guckte ihren Sohn wieder an. „Wies schläfst du noch nicht?“

„Ich kann nicht... Da hab ich nach meinen Spielsachen gesucht.“ erklärte Billy.

Er lügt, dachte Judy. Sie sah nirgends Spielsachen und wußte auch, daß sie sich in einer Kiste unter Billys Bett befanden, nicht im Schrank. Aber wieso log er? Judy ging zu dem Spiegel, schaute hinein, als könnte sie dort eine Antwort finden. Doch sie sah nur sich und ihren Sohn. Sie half Billy hoch und führte ihn zu seinem Bett, in das er kletterte. „Okay,“ sagte seine Mutter. „Heute wird nicht mehr gespielt, sondern geschlafen.“ Sie streichelte die Wange des Jungen, der darauf hin lächelte und mit geschlossenen Augen sagte: „Gute Nacht, Mommy.“

Judy lächelte ebenfalls. „Gute Nacht, mein Schatz.“

Sie hatte das Zimmer verlassen, schloß die Tür und lauschte. Kein Geräusch, keine Stimmen.

#Beruhigt ging sie die Treppe runter und roch die angebrannte Milch. Der Begriff klang irgendwo ironisch, aber der Gestank und die Sauerei waren überhaupt nicht witzig.

Fluchend rannte Judy in die Küche. Als sie alles sauber gemacht hatte, ging sie müde die Treppe hoch und drückte oben erneut den Lichtschalter, daß das Licht in der Diele erlosch. Im nächsten Augenblick hörte sie das Flüstern. Sie ging zu Billys Zimmertür, lauschte und hörte noch wie Billy sagte: „Gute Nacht...“ Der Name war unverständlich. Aber dieser jemand antworte: „Schlaf gut, Billy... Wir sehen uns morgen nacht.“

Judy hätte beinahe die Tür erneut aufgestoßen, doch das Gespräch, war beendet und so nützte es ihr nicht mehr fiel ihren Sohn auf zu schrecken. Vielleicht führte er Selbstgespräche... redete mit einem seiner Stofftiere.

Oder er wird schizophren...

Den Gedanken verwarf Judy sofort wieder. Sie ging ins Schlafzimmer, schloß die Tür und kroch in ihr Bett. Sie schaltete die Nachttischlampe aus, schloß die Augen und schlief sehr schnell ein. So merkte sie nicht, wie ein dunkles Augenpaar sie beobachtete. Vom Wandspiegel aus.

 

Am nächsten Morgen war der Spuk vergessen. Judy wachte entspannt auf, streckte sich und schaute zu dem Fenster, vor dem die blauen Vorhänge hingen. Es war ihr freier Tag. Sie konnte ihn mit Billy verbringen und mußte nicht der Nachbarin Bescheid sagen, sie solle bitte auf Billy auf passen, bis sie wieder nach Hause kam. In den Ferien geschah das mehrmals die Woche.

Judy stieg aus dem Bett, ging ins Bad und zog ihr Nachthemd aus. Da drunter trug sie nur einen Schlüpfer, welcher auch zu Boden glitt. Judy stieg in die Duschkabine, zog den Vorhang zu und drehte das Wasser auf. Sie liebte es warm zu duschen. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare, strich über ihren nackten Körper, ihre Brüste, ihre Beine. Die junge Frau griff nach dem Haarshampoo, als sie das Klirren hörte. Judy zuckte zusammen, stand wie gelähmt unter dem Wasserstrahl und schaute zum Duschvorhang, als könnte sie hin durch sehen. Dank der letzten Nacht galt ihr erster Gedanke Billy.

War ihm was zu gestoßen? Hatte er sich verletzt?

In Judys Ohren wiederholte sich das Geräusch immer und immer wieder. Sie beruhigte sich und stellte fest, daß das Klirren aus dem Badezimmer gekommen war. Genau neben ihr. Neben der Duschkabine. Sie schob den Vorhang vorsichtig zur Seite, schaute in den menschenleeren Raum und suchte die Ursache, für das Geräusch. Ihr Blick fiel dabei auf das Waschbecken, in dem etwas lag. Ihre Augen wurden schmaler. Sie erkannte die Spiegelscherben und schaute zu dem Rahmen über dem Waschbecken. Er war leer. Bis vor ein paar Minuten hatte er noch den Spiegel gehalten. War er einfach so raus gefallen?

Judy schaute auf den Boden, wo überall kleine Scherben lagen. Sogar an der Wand gegenüber dem Waschbecken. Wäre der Spiegel einfach raus gefallen, hätten die Scherben niemals bis dort hin fliegen können. Der Spiegel war regelrecht explodiert, wie es schien.

Von innen.

 

Am Frühstückstisch aß Billy seine Corn Flakes und schaute zu dem kleinen Fernseher neben der Hintertür, auf dem kleinen Küchenschrank. Um diese Uhrzeit liefen Cartoons. Besonders in den Ferien wurden viele gezeigt, denn dann schalteten auch besonders viele Kinder den Flimmerkasten an.

Judy stand vor dem Küchenfenster, trank eine Tasse Kaffee und schaute in den Vorgarten. Sie sah aber nicht das grüne Gras oder die Blumen. Mit den Gedanken war sie ganz woanders.

Billy bemerkte das und fragte: „Mommy... Alles in Ordnung?“

Judy schaute weiter in den Garten. Sie hatte ihren Sohn gar nicht gehört.

„Mommy?“

Die Frau schaute ihn erschrocken an. „Billy... Oh... Äh... Ja, was ist denn mein Schatz?“

„Du guckst so traurig.“ sagte Billy und stieg von seinem Stuhl. Er hatte seine Corn Flakes auf gegessen und meist wollte er dann spielen gehen, doch an diesem Morgen schmiegte er sich lieber an seine Mutter und fragte: „Vermißt du jemanden?“

Judy lächelte und streichelte sein blondes Haar. „Deinen Vater. Wie jedesmal, wenn er auf Geschäftsreise ist.“

Billy zögerte. „Und sonst niemanden?“

Seine Mutter guckte ihn an. „Bitte?“

„Vermißt du sonst niemanden?“

„Nein.“ Judy schüttelte den Kopf. „Wen sollte ich denn noch vermissen? Du bist doch hier.“

Billy wich zurück und fragte verstört, aber auch leicht ärgerlich: „Hast du ihn tatsächlich vergessen?“ Er zögerte erneut. „Erst wollte ich es ihm nicht glauben, aber jetzt...“ Der Junge wirbelte herum und rannte die Treppe hoch.

Judy hörte, wie seine Zimmertür zu fiel. Sie schaute zu Küchendecke und bekam den Mund nicht zu. Was war denn bloß mit ihrem Jungen passiert? Wieso verhielt er sich so komisch? Die junge Frau stellte ihre Kaffeetasse weg und ging zur Treppe, um sie lautlos hoch zu schreiten. Wieder hörte sie Stimmen. Billys... und die eines anderen.

Sie stellte sich neben die Tür, preßte ihr Ohr an das Holz und lauschte. Es waren tatsächlich zwei Stimmen. Billy verstellte seine sicherlich nur, um die zweite zu mimen.

Jedenfalls dachte Judy das, bis beide durcheinander sprachen und die fremde Stimme scharf „Sei ruhig, verdammt... Sie hört uns noch!“ sagte.

Die Frau runzelte die Stirn. Sie begann zu schwitzen. Ihr Herz klopfte schneller. Was ging da in dem Zimmer vor? Sie kniete sich hin und schaute durch das Schlüsselloch. Viel konnte Judy nicht erkennen. Billy saß im Schneidersitz vor seinem Schrank und redete. Er sagte: „Willst du ihr heute sagen, daß du wieder da bist?“

„Ja... Ja, das will ich, mit deiner Hilfe.“

Judy hielt den Atem an. Ihr Sohn hatte bei diesen Worten weder den Mund geöffnet, noch die Lippen bewegt. Es sprach tatsächlich jemand zu ihm. Als sei dieser Schock nicht schon groß genug, fügte Billy noch hinzu: „Ich freue mich jedenfalls, daß du hier bist. Und meine Mom wird sich auch freuen, Eric.“

Judy spürte ein Schwindelgefühl und kippte nach hinten. Im letzten Moment konnte sie das Gleichgewicht halten.

Eric. Der Name schoß ihr immer wieder durch den Kopf und verursachte ihr Kopfschmerzen.

Eric. Das war der Name für ihr erstes Kind. Damals war sie gerade erst 18. Sie hatte das Kind nicht gewollt. Es war ein Versehen gewesen. Das Kondom ihres Mannes, damaligen Freundes, war gerissen und auch die Pille konnte die Schwangerschaft nicht mehr verhindern. Damals, bevor sie wußte, daß sie schwanger war, hatte sie sich gesagt, daß sie ihr erstes Kind, sollte es ein Sohn werden, Eric nennen würde. Als sie das Kind jedoch abtreiben ließ, wollte sie diesen Namen nie wieder benutzen. Vier Jahre später wurde sie erneut schwanger und diesmal war es gewollt. Billy war ihr ein und alles. Sie und ihr Mann liebten ihren Sohn und wollten die besten Eltern der Welt werden. So geht es sicher allen Eltern.

Aber wie war es möglich, daß ihr toter, ungeborener Sohn nun zu Billy sprach... Durch einen Spiegel...

Judy stand auf und öffnete Billys Zimmertür. Der Junge guckte sie aus großen Augen an. „Mom... Was ist denn?“

Judy ignorierte ihn und stellte sich vor den Spiegel. Sie sah sich selber, in ihrem weißen Pullover und der engen, blauen Jeans. Keine Spur von einem Kind. Keine Spur von irgend etwas merkwürdigem.

Judy wußte, daß es verrückt war, doch sie rief den Namen ihres ungeborenen Kindes. „Eric...“ Sie zögerte. „Eric, ich weiß, daß du da drin bist.“ Ihre Stimme bebte. Sie hatte einen Kloß im Hals und versuchte ihn runter zu schlucken. Ihr Herz raste.

Billy bekam den Mund nicht zu. „Mom, du weißt von ihm?“

Judy nickte. „Ich habe eurer Gespräch belauscht.“ Sie drehte sich zu Billy um. „Wie ist das möglich? Wie kann er durch den Spiegel zu dir sprechen?“

„Das weiß ich selber nicht so genau." sagte eine Kinderstimme hinter Judy. Sie wirbelte herum und starrte einen Jungen an, der vier Jahre älter war als Billy, ein Leichenhemd trug und etwas dunkleres Haar hatte, als ihr Sohn. Sein Gesicht war kantiger und die Augen dunkler.

„Eric...“ hauchte Judy. „Du bist es, oder?“

Ohne auf die Frage ein zu gehen, sagte der Junge: „Ich kann durch den Spiegel in eure Welt sehen und mit euch Kontakt auf nehmen. Wie, weiß ich nicht. Akzeptiere es, Mom.“ Er grinste. „Ich und mein Bruder haben es doch auch getan.“

Judy schüttelte den Kopf. „Was... willst du?“

„Dich etwas fragen, Mom...“ Eric zögerte. „Wieso hast du das damals getan? Liebst du mich nicht?“

Die Frau bekam den Mund nicht zu. „So war das nicht... Ich meine... Wir hatten damals nicht das Geld, ein Kind groß zu ziehen.“ Du redest hier mit deinem toten Kind im Spiegel, dachte Judy. Oh, Gott, was geht hier vor? Sie merkte, wie Tränen über ihre Wangen kullerten. „Wir konnten damals unmöglich ein Kind ernähren...“

„Hättet ihr mich nicht an Adoptiveltern weiter geben können? Alles was ich wollte, war leben. So wie ihr. Ich hatte ein Recht darauf. Wieso hast du es mir genommen?“

Judy brach in Tränen aus. „So war das doch gar nicht. Ich... Ich...“

Eric schaute an ihr vorbei zu Billy. „Bruderherz... Würdest du mich begleiten?“

Billy zögerte. Judy guckte ihren Sohn an, der langsam den Kopf schüttelte. „Nein... Ich hab Angst.“

Eric schürzte die Lippe. „Das kann ich sogar verstehen. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Es tut dir niemand etwas.“

Billy wich zurück. „Ich will bei meiner Mommy bleiben.“

Sein Bruder guckte Judy an, die überhaupt nicht wußte, was sie tun sollte. Sie fragte: „Das im Badezimmer... Das warst du, oder?“

Eric nickte. „Ich habe dich gesehen und war wütend... Tut mir leid, Mom... Kommt nicht wieder vor. Ab heute werden wir eine glückliche Familie. Wir drei.“ Er schaute Billy an. „Tut mir leid, Bruderherz. Aber ich brauche einen Körper um in eurer Welt existieren zu können.“

Billy guckte Judy an. „Mommy?“

Seine Mutter schrie: „Du kriegst ihn nicht! Laß ihn in Ruhe!!“

„Tut mir leid, Mom. Wenn du das Recht hast, über Leben und Tod zu bestimmen, wieso nicht ich?“ Im nächsten Moment wurde Judy aus dem Zimmer geworfen, prallte mit dem Rücken gegen das Treppengeländer und schrie auf. Die Zimmertür ihre Sohnes fiel zu.

„Billy!“ kreischte die Mutter schrill und griff ins Leere, als könne sie ihren Sohn aus dem Zimmer retten, in dem der Junge nach ihr rief.

Ein grelles Licht umrahmte zischend die Tür. Dann war alles ruhig.

Judy lag auf dem Boden, schaute zu der Zimmertür, welche sie langsam öffnete. In dem Zimmer war alles normal. Kein grelles Licht, kein Kind im Spiegel. Das alles ignorierte Judy aber. Ihr Blick galt nur ihrem Sohn, der auf sie zu kam.

 

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