Lillith
Er hatte ihr alles genommen, alles, was ihr doch zugestanden hätte,
wenn
nicht noch mehr!
Es war doch ihr Recht gewesen, die Forderung hätte erfüllt
werden müssen.
Aber der Richtende machte stets seine eigenen Gesetze...
Mit einem Ruck warf sie den Kopf zurück und schrie ihre Enttäuschung
hell in
die Nacht hinaus.
Dann lächelte sie.
Noch hatte er nicht gewonnen, schließlich hatte sie noch einen
Verbündeten.
Wo blieb die versprochene Hilfe?
Ein Raunen ging durch die Sterne als sie sie bemerkten.
Sie wussten.
Verächtlich wandten sie ihr den Rücken zu und sie verschwand in
Dunkelheit.
Und sie blickte auf zum bleiernen Himmel.
Die Kälte der Lichtlosigkeit ließ sie erstarren, die
aufkommenden Tränen
gefroren schon in den Kanälen unter ihrer bleichen Haut;
Ihre Gelenke versteiften sich.
So stand sie da und konnte sich nicht rühren, der schwarze Samt
des Meeres
raschelte leise, der Wind zerzauste ihr Haar, bauschte es auf wie
die dunkle
Kapuze des Todes.
Der Schatten eines Baumes war ihre Sense.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Hieb.
Sie würde niemals mehr das Licht erblicken, kein Fünkchen erspähen.
Er hatte ihr keinen Schutz gewährt, sondern die Qual der Düsternis
zum
Geschenk gemacht...
Nirgendwo würde sie willkommen sein, Angst und Verderben würden
ihre
vertrauten Feinde werden.
Hass überkam sie.
Hass auf Unschuld, auf Reinheit, auf Ehre, auf all die, die
versucht hatten,
ihr die Würde abzusprechen und sich selbst für so unnahbar
hielten.
Sie würde ihre Rache bekommen, ganz so machtlos wie sie glaubten
war sie
nicht...