Coitus
Diabolicus
Krachend fiel
die Badezimmertür ins Schloss. Ich ging zum Spiegel und
betrachtete die Zornesröte auf meinem Gesicht.
Verdammter Kerl, zischte ich,
Für dich existiert nur dein Dämonisches Diablo PC-Spiel.
Essen durfte ich machen. Getränke servieren.
Und mich willig mit ihm auf der Couch herumwälzen, wenn
ihm danach gelüstete.
Und was bekomme ich?
Unbeantwortet verflog die Frage wie kalter Rauch im Badezimmer.
Die Neonröhre über dem Spiegel flackerte. Lange
würden sie es nicht mehr machen. Doch Herr Schatz-hast-du-Lust-Chips-an-der-Tanke-holen-zu-fahren
konnte keine Zeit erübrigen für derlei Nichtigkeiten.
Schattenwesen und Untote niederzumetzeln hatte selbstverständlich
Vorrang.
Nur noch dieser Level, Schatz,
zieht bei mir nicht mehr.
Ich öffnete
den Wasserkran. Mit geschlossenen Augen beugte ich mich zum
Strahl. Meine Handflächen schaufelten kaltes Wasser ins Gesicht
als ich plötzlich Hände an der Hüfte fühlte. Irritiert
fingerte ich nach dem Handtuch. Es war nicht an seinem Platz.
Spiel
weiter Diablo, du Teufel, schimpfte ich.
Die Fingerspitzen zogen kleine Kreise auf
meinem Bauch und glitten schrittweise nach oben. Ich versuchte
die Augen zu öffnen, schloss sie jedoch gleich wieder. Das
Wasser reizte meine Pupillen. Gleichzeitig griff ich nach den Händen,
um sie wegzuschieben. Aber ich tastete lediglich meine eigenen Hüften,
obwohl ich die Berührungen deutlich spürte.
Was...?
Nicht sprechen, hauchte eine
fremde Stimme.
Eine Hand umfasste meinen Haarzopf und zog
meinen Kopf nach hinten während die andere meinen Brustansatz
streichelte. Fixiert zwischen Waschbecken und einem eindeutig
maskulinem Körper war ich nur noch in der Lage meine Hände zu
benutzen. Ich wischte mir die restlichen Wassertropfen von den
Augenlidern und öffnete sie.
Ein Schrei entfloh meiner Kehle. Sofort
legte sich seine Hand auf meine Lippen und erstickte das
Aufkeimen verbaler Gegenwehr. Haare! Überall hatte dieser Mann
dessen Rücken meinen wärmte Haare. Ein dunkler Flaum bedeckte
sogar seine Fratze. Kreisrunde Augen blickten lüsternd auf mein
erschrecktes Gesicht. Seine lange Zunge schnellte dann und wann
schlangengleich hervor und benetzte mein Ohr mit süßlich
riechendem Schleim. Lange Finger pressten sich auf meinen Mund an
dessen Ende Fingernägel wuchsen, die messerscharf aussahen. Und
ein gertengleicher Schwanz tänzelte hinter seinem Rücken.
Ängstlich grabschten meine Hände nach der Hand auf meinem Mund,
doch ich fühlte nur meine eigenen Lippen. Wieso um Himmels
Willen konnte ich ihn nicht greifen, obwohl ich seine Berührungen
deutlich spürte? Wieder und wieder versuchte ich seine haarige
Haut zu betatschen. Ich griff hinter mich, doch dort war nichts.
Mein Fuß trat rückwärts und traf lediglich gegen meinen
Hintern.
Er ist so real, wie ein Dämon aus Diablo,
schoss es mir durch den Kopf. Der Gedanke entlockte mir ein gequältes
Lächeln.
So ist es schon besser,
antwortete das Dämonische Wesen.
Deutlich erhaschte ich einen Blick auf ein
Grinsen, das sich unter Haarwuchs versteckte. Vorsichtig zog er
seine Hand zurück und gab meinen Mund frei. Dann legte er den
Zeigefinger auf seine Lippen. Ich wagte es nicht, auch nur eine
der Tausend Fragen zu stellen, die in meinen Gedanken umher
schwirrten.
Zärtlich küsste er meinen Hals. Ich spürte
die Wärme seiner Zunge, die sich über meine Haut tastete.
Seufzend schloss ich meine Lider. Seine Hand fuhr unter mein
Schlafshirt. Instinktiv wollte ich ihn zurückhalten, doch
anstatt seinen Unterarm krallte ich mich in meinen Bauch.
Weshalb kann ich dich nicht spüren?
Du hast dir doch insgeheim gewünscht
nicht immer nur zu geben, sondern auch einmal nur zu bekommen.
Das stimmt, aber...
Vehement zog er meinen Zopf nach hinten, so
dass ein Schmerzenschrei zwischen meinen Lippen entflog.
Ich sagte doch, nicht sprechen.
Als seine Hand zwischen meine Schenkel stieß
durchfloss mich wohlige Wärme. Ich wusste nicht, was geschah.
Ich wollte diese Gefühle der Erregung nicht empfinden. Aber der
Dämon schenkte mir, was ich von ihm, der nur einen Raum weit
entfernt vor seinem PC saß und tötete, nicht erhielt.
Das Wesen zog plötzlich seine Hand zurück.
Es beugte meinen Oberkörper nach vorne und presste meine Stirn
auf das Waschbecken. Mit seinen Beinen schob es meine Schenkel
auseinander. Noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, drang
es mit seiner Männlichkeit ein Stück in mich ein. Sogleich zog
es sich zurück und suchte sich dann wieder einen etwas tieferen
Weg in meinen Körper. Erneut entfloh es der Feuchtigkeit, um
sofort nachzulegen. Es war ein Kommen und Gehen, das mit seiner
Stimulans meine Grenze der Erregbarkeit austangierte.
Ich hielt mich mit beiden Händen am
Waschbecken fest und wehrte mich nicht mehr gegen den Wunsch. In
diesen Minuten war mir alles egal. Die Realität trat in den
Hintergrund. Wie Alkohol lullte mich der Akt ein. Wie
Vollmilchschokolade konnte ich der Lust nicht mehr länger
widerstehen.
Heftig ging mein Atem und meine Lungen
pumpten unaufhörlich Luft. Ich spürte die Kälte des
Waschbeckens unter meinen Handflächen. Sein weicher Flaum
kitzelte meinem Po und seine Hoden schlugen gegen meine Vulva.
Die Hitze seiner Ejakulation brannte in meinem Unterleib. Und ich
folgte ihm willig. Fast parallele Orgasmen. Wahrgewordener Traum.
Herrliche Entspannung durchströmte meinen Körper
nach Vollendung des Coitus. Und ich fühlte das Verlangen die glückliche
Fratze des Dämons zu erblicken.
Ich richtete mich auf. Mein abgekämpftes
Spiegelbild lächelte mich mit schweißnasser Stirn an. Doch
hinter mir stand niemand. Nur Leere. Enttäuscht drehte ich mich
um. Mein Blick wanderte durch das Badezimmer. Nichts. Niemand.
Ein Pochen an der Tür ließ mich
zusammenzucken. Bist du okay da drinnen?
Grinsend zog
ich mein Schlafshirt mit beiden Händen gen Knie, um die Nässe
an meinen Oberschenkeln zu verstecken. Und ich schwor mir, dass
er das Geben-und-Nehmen-Spiel erlernen oder für immer alleine
Diablo spielen würde.
Zufrieden rief ich ohne die Tür zu öffnen:
Mehr als okay!