Smooth Criminal

Es war tiefe Nacht als ich aus alptraumgetränktem Schlaf erwachte. Todesvisionen hatten mich gefoltert, wie so oft seit mir die Haare in Büscheln ausfielen und mein Körper nur noch aus Haut und Knochen bestand. Sie hatten mich ins Dachgeschoss abgeschoben, weil “die Luft oben klarer war”. Aber hier umgab mich wenigstens Ruhe.

Geschwächt hob ich meinen Kopf als plötzlich das Fenster aufflog und Nebel in mein Zimmer schwebte. Er suchte sich seinen Weg über den Holzboden, kroch langsam mein Bett hinauf und formierte sich zu einer fast menschlichen Form. Mehrmals klimperte ich mit den Lidern, um meine Augen klarer sehen zu lassen. Panik schnürte mir die Kehle zu. Sie erstickte meinen Hilferuf im Keim. Ich versuchte verzweifelt meine Arme und Beine zu bewegen, doch sie hatten sie an die Bettpfosten gebunden, damit ich mir die Schläuche und Nadeln nicht immer wieder herauszog. Innerlich fluchte ich! Ich konnte weder fortlaufen, noch mich im wahrsten Sinne mit Händen und Füßen wehren. Was zur Hölle war das für ein seltsames Phänomen? Und was wollte es von mir?

Zappelnd lag ich vor ihm. Mein Kopf schlug wild nach rechts und links. Ich versuchte mich loszureißen, doch es war sinnlos. Tränen der Machtlosigkeit füllten meine Augen.

                     Dann schwebte der Nebel näher. Er formierte sich parallel zu meinem Körper, lag in der Luft über mir, ließ Minuten des quälenden Wartens verstreichen. Plötzlich legte er sich wie ein Schatten auf mich. Mit Leibeskräften riss ich an meinen Fesseln. Ich japste nach Luft, um schreien zu können. Aber der Nebel verschloss mir den Mund. Mit weit aufgerissen Augen starrte ich in seinen transparenten Körper hinein. Ich verlor mich in ihm. Entspannung überzog mich. Meine kaum vorhandenen Muskeln versagten das letzte bisschen Kraft und so ließ ich mich fallen.

Der Nebel auf meinem Mund transformierte sich zu Wassertropfen. Diese perlten von meinen Lippen ab und flossen zwischen meinen Zähnen hindurch. Meine Kehle schluckte sie gierig. Erfrischen und belebend! Ich fand mich in einem seltsamen Zustand der Isolation wieder, verwandt mit alkoholischer Umnachtung. Und doch fühlte ich mich kräftiger denn je. Was auch immer dieses Wesen mit mir anstellte, es verzauberte mich.                                                          

                     Wie eine kühle Brise wehte der Nebel um meinen Körper. Gänsehaut überzog mich. Erregtes Kribbeln floss durch meine Adern. Und ich seufzte.  Ich schloss meine Augen, um die sanften Berührungen intensiver wahrzunehmen. Dieser kalte Mantel der Mystik legte sich schützend um meine Rundungen. Und ich seufzte. Feuchtigkeit nahm zwischen meinen Busen und meinen Schenkeln Platz. Denn der Nebel wandelte sich erneut in Kondensat um. Und ich seufzte. Lasziv und leidenschaftlich. Zügellos und Begierig. Heiß und willig.

                    Wie Tausend Hände streichelte mich das Nebelwesen und war dabei so vorsichtig meinem kränkelnden Körper keine Schmerzen zuzufügen. Mit unzähligen Zungen liebkoste es meine Brustwarzen. Es saugte an ihnen und umschlängelte sie, wie ein lustvoller Liebhaber. Langsam zog das Zentrum der Zärtlichkeiten den Bauch hinab gen Libidomonopol. Unaufhörlich manipulierten die Zungen meine Knospe. Von allen Seiten leckten sie die Wassertropfen ab, doch ihre heißblütige Aktion ließ sofort neues Kondensat entstehen. Der Grad der Feuchtigkeit in und um meinen Unterleib war unmessbar. Die angenehme Kühle des Wesens hinderte das Feuer in mir daran mich zu verbrennen. Und dann tauchte ich in die Tiefen des Ozeans hinab. Wellen der Lust türmten sich auf, brachen über mir zusammen und schaukelten mich hin und her. Doch das Nebelwesen ließ nicht von mir ab. Keine Sekunde hörten die Zungen auf mich zu lieben. Keine Minute gaben sie mir Zeit aufzuatmen. Dann endlich ergriff mich die perfekte Welle, riss mich mit sich in die unglaublichste Höhe. Schindelerregend gab ich mich hin. Atemberaubend durch die gewaltige Intensität. Die Gefühle schwappten über die Ufer und meine Seele wurde herausgespült aus meinem Körper. Sanft fing mich das Nebelwesen auf. Ich landete glücklich erschöpft in seinen Armen. Es wiegte mich hin und her, wie ein Baby. Und dann trug mich der Nebel hinauf zu den anderen Verstorbenen.

 

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