Die gehörnte Bestie

 

Es stank nach widerlich feuchtem Moder! Er suchte sich seinen ekelerregenden Weg in meine Nase, schlängelte sich meinen Rachen hinunter und legte sich als übelkeitserregender Belag auf meine Zunge. Mehrmals versuchte ich zu schlucken, doch meine Kehle war derart trocken, dass der Belag penetrierte. Erschöpft öffnete ich meine Lider und blickte mich im Raum um. Dieses Scheusal hatte mich von Hinten überrumpelt! Er hatte seine ledernen Pranken auf meinen Mund gelegt und mich fest an seinen bebenden Körper gepresst. Ich würgte. Noch immer fühlte ich den Druck seines Oberarmes auf meiner Kehle. Meine Hand befingerte automatisch die schmerzenden Stellen an meinem Hals. Ich hatte mit Leibeskräften gekämpft. Hatte um mein Leben mit dieser teufelsähnlichen Bestie gerungen und doch verloren. Und nun lag ich in seiner unterirdischen Gruft auf seinem mit rotem Samt bedeckten Bett. Was zur Hölle war sein Plan mit mir?

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, aber anstatt mich in der Wirklichkeit wieder zu finden, befand ich mich in einem realem Alptraum. Da war das Monster! Stampfend betrat es den Raum, dessen Wände aus Erdreich bestanden. Seine Augen fixierten mich mit einem derartigen Feuer, dass Schweißbäche meine Stirn hinunterströmten. Kam denn niemals frische, kühle Luft in diese Grotte?

Elektrisiert richtete ich mich auf und trotzte seinem starren Blick. Das erste mal konnte ich ihn betrachten. Bisher hatte ich lediglich durch Erzählungen von dem Mann mit den Hörnern gehört und beim gestrigen Kampf hatte ich ihn nur schemenhaft wahrnehmen können. Seine großen, furchteinflössenden Augen beinhalteten Pupillen, die komplett schwarz waren und daher keine Iris besaßen. Dicke Wulste bäumten sich anstelle von Augenbrauen auf. Seine Haut erinnerte an tiefbraunes Leder, das schon einige Schlechtwetterfronten überlebt hatte. Diese Bestie besaß hervorstehende Wangenknochen, die die Augenhöhlen in bizarre Löcher verwiesen und Schatten wie dunkle Augenringe erzeugten. Ich erschauderte als ich seine Lippen erblickte. Erinnerungen an große, grobgegliederte Maden flackerten in mir auf. Und dennoch konnte ich seinem Anblick auch etwas Faszinierendes abgewinnen. Eine derartige Kreatur lebte nur einmal auf diesem Planeten. Dessen war ich mir sicher. Und daher stand sie schon fast unter Naturschutz.

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. “Komm ja nicht näher. Ich kratz dir die Augen aus!”

Mit an die Wand gepresstem Rücken verfolgte ich ängstlich seine Schritte, die ihn näher an mich heran führten. Ich konnte über das Gitter am Bettende fliehen, aber er würde mich mit einem Prankenschlag niederschmettern noch bevor ich die Bettkante erreicht hätte. Links hielt mich Erdreich von einer Flucht ab und rechts versperrte sein massiger Körper mir den Weg. Als er näher kam, sah ich, dass sein Corpus mit Knorpel übersäht war. Ein seltsamer Duft umgab ihn weiträumig. Ich versuchte mich zu erinnern, was es war. Moschus? Leder? Zigarre? Oder ein Gemisch aus allem?

“Was willst du?” Ich rückte ein Stück weiter an das Erdreich. Das Monster setzte sich auf die Bettkante und mein Magen drehte sich um. Übelkeit folterte mich zusätzlich. Verflucht! Wieso ich?

Mit dem wulstigen Zeigefinger seiner rechten Pranke streichelte er sanft meinen Unterschenkel. “Gibst du dich mir freiwillig hin oder muss ich dich mit Gewalt nehmen?” Seine Stimme erschütterte grollend die erdigen Wände.

“Was bildest du dir ein, du ekelerregender Kerl?” Zorn verscheuchte meine Übelkeit und ich schlug seine tellergroße Hand brutal fort. “Lieber sterbe ich!”

Als ich ein donnerndes “Okay.” als Antwort bekam, hätte ich mich am liebsten selber geohrfeigt. Wieso nahm ich meinen Mund immer zu voll?

Mit einem Ruck riss er meine an den Körper gepressten Beine herunter und drückte sie mit immenser Gewalt auf das Bett. Schreie begleiteten meine Attacke. Wütend traktierte ich die bebenden Schultern meines Gegners, wehrte mich gegen seine Brutalität mit meiner ganzen Kraft. Doch meine Angriffe prallten von dem Koloss ab, wie Worte von einer Wand. Er umfasste meinen Körper mit dem rechten Arm und schleifte mich ein Stück hinunter, um sich dann mit seinem kompletten Körpergewicht auf mich zu werfen. Ich war gefangen! Gefesselt durch lebendiges Fleisch! Stöhnend versuchte ich Luft in meine Lungen zu saugen. Ich drohte zu ersticken. Meine Bewegungen waren gelähmt. Verzweifelt krallte ich mich in seine knorpelige Haut. Dann endlich erhob er sich ein Stück und ich japste nach Leben.

Grob umfasste er mein Kinn mit seiner linken Pranke und drückte es nach oben. Gezwungen ihm in die nachtschwarzen Augen zu schauen, verharrte ich bewegungslos. Nur mein Brustkorb bebte weiter. Ein ängstliches Flackern zeigte sich in meinen Augen und die Bestie grinste.

“Ich nehme dich, ob du es willst oder nicht! Also kapituliere endlich.”

Ich wollte nach dem warum fragen, doch er legte mir seinen wulstigen Zeigefinger auf die Lippen. Und dann presste er seinen Mund auf den meinen. Wärme durchströmte mich. Fremder Geschmack drang in mich ein. Unfähig mich zu bewegen, ließ ich alles geschehen mit der Hoffnung, dass er von mir ablassen würde noch bevor seine Mission beendet war. Vielleicht verlor er das Interesse, wenn ich mich nicht wehrte.

Seine Zunge benässte meine Lippen. Ich presste meine Zähne vehement auf einander, doch das Monstrum umkrallte meinen Kiefer derart fest, dass ich Angst hatte er würde brechen. Unter dem schmerzhaften Druck öffnete sich mein Mund automatisch und seine dicke Zunge drang tief in mich ein. Er schmeckte seltsam, aber nicht schlecht. Neugierig untersuchte er meine Mundhöhle, kommunizierte neckisch mit meiner Zunge und füllte mich mit Wärme.

Ein stummer Schrei entfloh meiner Kehle als ich seine freie Hand auf meinem Busen spürte. Zärtlich umspielte er meine Knospen. Ängstlich versteifte ich meine Glieder. Würde er mir wehtun? Würde er sich an meinen Schmerzen laben? Sein Äußeres gab Anlass zu der Vermutung und das Gerede der Leute hallte in meinen Gedanken wider.

Wild schlug ich mit den Fäusten auf seine Schulter, denn seine Finger verharrten nicht an meinem Oberkörper. Sanft tastete er sich zu meiner Hüfte vor. Sein Zeigefinger drang in meinen Bauchnabel ein und schwebten dann tiefer hinab. Verdammt! Wie konnte ich ihn aufhalten? Wie konnte ich das Schlimmste verhindern?

Ich malträtierte seinen Schädel als er mit der Hand unter meinen Schlüpfer glitt. Wie ein beschützender Lederriemen legte er sich auf mein Allerheiligstes und massierte zärtlich die Knospe meiner Libido. Wogen der Lust schwappten über meinen Körper hinweg. Ich wollte sie nicht empfinden! Ich durfte nicht! Und doch entspannte sich meine Muskeln. Seine Zunge in meinem Mund und seine sanften, wulstigen Finger stimulierten mich. Meine Gegenwehr brach! Mein Unterleib bäumte sich ihm entgegen. Er entfernte seine Pranke aus meinem Schlüpfer und presste seine harte Männlichkeit auf mein Libidozentrum.

Dann nimm mich, du Untier, schrie es in mir, füll mich aus.

Sollte er doch seinen Triumph haben! Unsere Körper wiegten hin und her. Wir bäumten uns auf und fielen zurück aufs Bett. Ein Tanz mit einer unnatürlichen Kreatur. Ein Tanz, der natürlicher nicht hätte sein können.

Meine Fäuste hämmerten nicht mehr auf seinen Schädel ein, sondern krallten sich in sein dichtes Haar. Mein Stöhnen schwoll an. Die Lustwellen, die durch mich hindurch fegten, wie Tornados, schwollen an. Instinktiv umgriffen meine Hände seine Hörner. Die Hörner, vor denen sich alle fürchteten. Die töten konnte. Und nun fühlte ich sie in meinen Händen.

           Ein dumpfer Schreckensschrei entfloh meiner Kehle als ich plötzlich die Hörner mitsamt den Haaren und dem Gesicht in der Hand hielt. Mein Gegenüber schien ebenfalls geschockt, denn er ließ von mir ab. Noch bevor ich sein wahres Gesicht sehen konnte, drehte er sich zur Seite und floh. Lediglich sein allzu menschlicher Hinterkopf zeigte sich meinen Augen. Verflixt! Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein verdammter scheißnormaler Mann, der mir Hörner aufgesetzt hatte. Aber anstatt ihm hinterher zu jagen, um seine Identität und den Grund dieses lustvollen Verbrechens aus ihm herauszuprügeln, verharrte ich mit angezogenen Beinen auf dem mit rotem Samt überzogenen Bett. Mein Blick schweifte durch den unterirdische Raum. Ein perfektes Spektakel! Mystisch und faszinierend. Und ich ließ meinen Tränen freien Lauf, denn ich wollte die gehörnte Bestie in mir spüren.

 

ZURÜCK