Das einsame Phantom
lebt
unter uns im Tageslicht.
Er
ist so alt wie unsre Zeit.
Wo
Menschen sind, ist er nicht weit
und
huscht des Nachts von Tür zu Tür,
denn
Einsamkeit verbrennt ihn schier.
Allein
durchmisst er alle Zeit,
dabei
wär er so gern zu zweit.
So
wählt er sich von Zeit zu Zeit
aus
ebenjener Einsamkeit
eine
Seele von den vielen
aus
als Kurzzeitglücksgespielen.
Gib
nur gut acht! Entdeckt er dich,
dann
ist dein Schicksal fürchterlich.
Wenn
er dich wählt, kommt er zu dir
als
Schatten unter deiner Tür.
Er
hüllt dich ein und bringt dich fort
an
einen fremden, dunklen Ort.
Du
merkst schon bald, dass alles schweigt,
kein
Hauch von Leben sich dort zeigt.
Es
ist sein Reich, das du nun siehst,
verlassen,
feindlich, karg und wüst.
Du
stehst erstarrt, siehst ihn nur an,
sein
Blick zieht dich in seinen Bann.
Vertraute
Züge siehst du nicht.
Siehst
nur das Totenkopfgesicht.
Dann
hörst du ihn dicht neben dir:
Für
heute nacht gehörst du mir!
Er
will dich streicheln, sanft und zart,
liebkosen
dich nach Menschenart.
Die
Knochenhand streift deine Haut.
Du
schreist, doch niemand hört den Laut.
Juwelen
hat er dir gebracht
als
Schmuck für eure Hochzeitsnacht.
Sein
Madenschmuck auf Leib und Haar
verzehrt,
was an dir menschlich war.
Noch
schlägt dein Herz, noch wehrt es sich
und
betet stumm 'Verschone mich!.
Sein
Kuß streift deinen stummen Mund.
Dein
Fuß verliert den sichren Grund,
das
Atmen fällt dir plötzlich schwer,
dein
Blick verschwimmt, du fühlst nichts mehr.
Mit
den kühl gehauchten Küssen
hat
er dich der Welt entrissen.
Du
bist gestrandet in der Nacht,
trägst
nun des Todes ewge Tracht.
Dein
Leib wird schwarz und modert schnell.
Der
Morgen kommt, bald ist es hell.
Du
warst ihm Partner für die Nacht,
doch
das hat dir den Tod gebracht.
Nur
er erblickt das Tageslicht,
denn
deine Spuren findt man nicht...
c) 18.3.2001 Katrin
Glase © Illustration: Michael Whelan