Edgar Cayce

Der schlafende Prophet

 

Nur wenige Menschen besitzen die Gabe des Geistheilens, und meist stirbt diese Fähigkeit mit ihnen.

Anders verhält es sich mit jenem Mann, der schon zu Lebzeiten „Der schlafende Prophet“ genannt wurde und dessen Schriften auch heute noch – 56 Jahre nach seinem Tod – jährlich Zehntausende von Menschen anziehen. Sorgfältig gesammelt, stellen sie eine unerschöpfliche Wissensquelle für jeden interessierten Forscher auf der ganzen Welt dar. Der Name dieses außergewöhnlichen Menschen: Edgar Cayce!

Cayce wurde am 18. März 1877 in der Nähe von Hopkinsville, Kentucky, als Sohn eines Farmerehepaares geboren. Obgleich er in eine Großfamilie mit Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousins und 4 weiteren Geschwistern hineingeboren wurde, blieb der Junge ein Einzelgänger, der sich lieber mit imaginären Spielgefährten als mit Menschen umgab. Daran änderten auch die religiösen Treffen nichts, zu denen seine Eltern ihn immer wieder mitnahmen. Der Junge blieb verschlossen, entdeckte statt dessen sein Interesse an der Bibel und begann davon zu träumen, eines Tages ein Leben als medizinischer Missionar zu führen.

Edgar war etwa 6 oder 7 Jahre alt, als er seinen Eltern das erste Mal davon berichtete, dass er gelegentlich Visionen hatte oder mit erst kürzlich verstorbenen Verwandten reden konnte. Die Eltern nahmen ihn nicht ernst, sondern schrieben das zusammen mit seinen unsichtbaren Spielgefährten seiner kindlichen Phantasie zu.

Da ihn niemand erst nahm, tröstete der Junge sich, sobald er lesen gelernt hatte, mit der Lektüre der Bibel, die er von jenem Zeitpunkt an jedes Jahr einmal vollständig durchlas.

Damit erschöpften sich seine Lernleistungen jedoch auch schon, denn seine Noten in der Schule waren derart schlecht, dass seine Eltern fast verzweifelten. Um so erfreuter war der Junge, als ihm schließlich eine Stimme mitteilte, dass er Hilfe im Schlaf fände – unter der Vorraussetzung, dass er Kranken und Leidenden helfen wolle. Nicht lange danach bemerkte er, dass er den gesamten Inhalt eines Schulbuches lernen konnte, wenn er es über Nacht unter sein Kopfkissen legte. Diese Begabung konnten seine Eltern nicht länger als überaktive Phantasie eines Kindes abtun, denn Edgar wiederholte diese Erfahrung mit den verschiedensten Dokumenten aus unterschiedlichsten Bereichen – stets konnte er deren Inhalte am nächsten Morgen exakt und wortgenau wiedergeben, selbst dann, wenn es sich um Inhalte handelte, mit denen der Junge nichts anfangen konnte.

Dieses außergewöhnliche Talent half den Jungen, endlich seine schulischen Leistungen zu verbessern, doch es verschwand mit der Zeit wieder. Da es ihm noch immer nicht gelungen war, Kontakt zu seinen Mitschülern aufzunehmen, verließ er die Schule im Alter von 16 Jahren für immer und begann zusammen mit einem Onkel auf der Farm seiner Großmutter zu arbeiten.

Im darauffolgenden Jahr zog die Familie ins Städtchen Hopkinsville, wo Edgar einen Job in einem Buchladen annahm. In diese Zeit fiel auch seine erste Begegnung mit Getrude Evans, in die er sich verliebte. Sie verlobten sich am 14. März 1897 und beschlossen, erst dann zu heiraten, wenn Edgar eine Familie ernähren konnte.

Im Juni 1898 verlor Edgar seinen Verkäuferjob. Er zog nach Louisville, Kentucky, wo er einen gut bezahlten Posten in einer Buchhandlung gefunden hatte. Doch dort hielt es ihn nicht lange. Weihnachten 1899 ging er nach Hopkinsville zurück und ging mit seinem Vater Leslie Cayce, einem Versicherungsvertreter, eine Partnerschaft ein, in deren Verlauf er zu einem Handlungsreisenden in Versicherungen wurde.

Eine Weile liefen seine Geschäfte gut und er war überzeugt, bald heiraten zu können, als er überraschend über Nacht seine Stimme verlor. Dieser Zustand, den er zuerst nicht ernst nahm, erwies sich jedoch als permanent, und so begann er Ärzte zu konsultieren. Als ihm selbst Spezialisten nicht zu helfen vermochten, war er gezwungen, seinen Job aufzugeben und sich eine Beschäftigung zu suchen, die nicht viel Sprache erforderte. Er fand die perfekte Tätigkeit als Assistent eines Fotographen in Hopkinsville.

Zu jener Zeit erlebten die umherreisenden Hypnose-Shows eine neue Blüte in seinem Bundesstaat. Eines Tages machte einer dieser Hypnotiseure, der sich „Hart – The Laugh Man (King)“ nannte, mit seiner Show Halt in Hopkinsville. Als dieser Hart von Edgars Problemen hörte, bot er sich an, einen Heilungsversuch bei dem jungen Mann zu unternehmen. In einer ersten Hypnosesitzung gab er Cayce den Befehl, wieder normal sprechen zu können, und zur Verblüffung aller Anwesenden begann Edgar in normaler Stimme auf Fragen zu antworten. Die daraufhin erteilte posthypnotische Suggestion Harts wirkte jedoch nicht, denn kaum hatte dieser Cayce geweckt, war die Heiserkeit wieder da. Hart wiederholte diese Prozedur mehrmals – immer mit dem gleichen Effekt. In der Zwischenzeit hatten die Zeitungen von diesem Vorkommnis erfahren und begannen über Cayces Fall zu berichten. Dadurch erfuhr ein New Yorker Spezialist von Edgars Problem. Er schlug dem jungen Mann vor, das Experiment zu wiederholen, dabei die posthypnotische Suggestion jedoch durch die Anweisung zu ersetzen, dass Edgar über seine eigenen Probleme reden solle.

Seine Eltern waren entschieden gegen diese Idee, denn seit dem Beginn der Hypnosesitzungen hatte ihr Sohn entschieden an Gewicht verloren, wofür sie die Hypnose verantwortlich machten. Gertrude überließ ihrem Verlobten diese Entscheidung, doch sie gab ihm zu verstehen, dass sie – egal, wozu er sich entschliessen würde – bei ihm bleiben würde. Außerdem bliebe ihm ja noch seien Fotographie, die er mittlerweile zu lieben gelernt hatte.

Edgar beschloß, einen letzten Versuch zu wagen.

Er suchte einen ortsansässigen Hypnotiseur, Al Layne, auf und schilderte diesem das Problem und den Vorschlag des New Yorker Kollegen. Layne hypnotisierte den jungen Mann und bat ihn dann, zu erklären, wo sein Problem läge und wie man es behandeln könne. Es funktionierte. Im Trancezustand befindlich begann Cayce sein Problem zu beschreiben und Anweisungen zu geben, wie es zu behandeln sei. Layne folgte diesen Anweisungen buchstabengetreu. Als Cayce erwachte, war er wieder in der Lage, normal zu sprechen. Die Heiserkeit, die über ein Jahr angehalten hatte, war verschwunden.

Er, seine Eltern und Gertrude waren überglücklich. Nun wollte er nur noch so schnell wie möglich heiraten, ein eigenes Fotostudio aufmachen und nie mehr etwas mit diesen Sitzungen zu tun haben. Al Layne, der Zeuge von etwas Außergewöhnlichem geworden war, suchte den jungen Mann jedoch bald darauf auf und bat ihn um eine weitere Sitzung, in der Edgar seinen Magenproblemen auf den Grund gehen sollte.

Cayce, der sich Layne gegenüber zu Dank verpflichtet fühlte, stimmte schließlich zu. In Trance empfahl er pflanzliche Heilmittel und bestimmte Nahrungsmittel, die zu einer Besserung führen würden. Layne befolgte die Anweisungen, und innerhalb einer Woche nach dieser Sitzung hatte sich Laynes Zustand sichtlich verbessert.

Laynes Aufregung über Edgars Fähigkeiten wuchs und er ermutigte den jungen Mann, mit diesen Tests fortzufahren.

Cayce war unschlüssig. Diese Trance-Deutungen waren für ihn etwas sehr Seltsames, er wußte nichts über Medizin oder das Diagnostizieren von Krankheiten und wollte eigentlich nichts weiter, als ein ganz normales Leben mit Frau und Familie führen. Er beriet sich mit seiner Familie, betete und studierte die Bibel, dann stimmte er Laynes Vorschlag unter zwei Bedingungen zu. Zum einen verlangte er den sofortigen Abbruch der Sitzungen, wenn seine Vorschläge anderen Leid zufügen würden und zum anderen bestand er darauf, dass er eigentlich Fotograph war.

Anfangs hypnotisierte Layne seinen Partner in Anwesenheit der Hilfesuchenden, später jedoch behandelte Cayce die Kranken aus der Ferne. Dazu benötigte er nur den Namen und die Adresse des Kranken.

Einer der spektakulärsten Fälle aus jenen Anfangstagen war der eines fünfjährigen Mädchens namens Aime Dietrich. Sie hatte im Alter von 2 Jahren eine Influenza bekommen und wurde seither von ernsthaften Krampfanfällen geschüttelt, während sich ihr Verstand in den drei zurückliegenden Jahren nicht weiterentwickelt hatte. Keiner der konsultierten Spezialisten hatte dem Mädchen helfen können. Dem in Trance befindlichen Cayce wurde all das vorgelesen. Er erklärte daraufhin, dass Aime ein paar Tage, ehe sie die Grippe bekam, gefallen war und sich dabei die Wirbelsäule verletzt hatte. Durch dieses Trauma hatten sich die Grippeviren in ihrem Rückgrat eingenistet und die Krämpfe hatten begonnen. Die Mutter bestätigte diesen Unfall. Der schlafende Cayce gab seinem Partner Layne, der sich auch bestens in der Osteopathie auskannte, daraufhin exakte Anweisungen zur Behandlung des kleinen Mädchens. Einige Tage später erkannte die Kleine eine Puppe wieder, mit der sie vor dem Unfall gespielt hatte, und innerhalb der nächsten Wochen begann sie weitere Dinge zu erkennen. Sie erkannte ihre Eltern wieder, die Krämpfe hörten auf und sie entwickelte sich innerhalb von drei Monaten zu einem gesunden, normalen fünfjährigen Mädchen.

Cayces Bekanntheitsgrad wuchs und machte es ihm zunehmend schwer, ein normales Leben zu führen. Er wohnte nun in Bowling Green, einem etwa 60 Meilen von Hopkinsville entfernten Städtchen, und arbeitete wieder in einem Buchladen. Sonntags suchte ihn Layne auf, um weitere Sitzungen für Kranke durchzuführen.

Am 17. Juni 1903 heirateten Edgar Cayce und Gertrude Evans.

Nun war Cayce endlich glücklich. Sein anfängliches Unbehagen über die Sitzungen war geschwunden und er führte ein erfülltes Leben. Er hatte eine liebende Frau, ein Haus, unterrichtete eine Sonntagsschulklasse in der örtlichen Kirche und besaß einen guten Job. Ein Jahr später ging er eine Partnerschaft mit einem anderen Fotographen ein und war endlich in der Lage, ein eigenes Fotostudio zu eröffnen.

Schließlich entschloß sich Al Layne dazu, auf die „Southern School of Osteopathy“ zu gehen, um richtiger Osteopath zu werden. Er verließ Hopkinsville, was die Sitzungen mit Cayce erst einmal zum Erliegen brachte.

Cayce verbrachte nun die meiste Zeit damit, als Fotograph tätig zu sein und sein Studio lief glänzend. Dann zerstörte ein Feuer einen Großteil der Drucke und Reproduktionen, die er leihweise besaß. Nun hatte Cayce Schulden. Neun Monate danach zerstörte ein weiteres Feuer sein Studio ganz, doch schon zwei Wochen später eröffnete Edgar es erneut. Er übernahm alle finanziellen Verpflichtungen, denn sein Partner hatte sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Gertrude ging mit ihrem am 16. März 1907 geborenen Sohn Hugh Lynn nach Hopkinsville zurück, während Edgar in Bowling Green blieb, um seine Schulden abzuzahlen. Er verließ es im August 1909 als total gebrochener Mann und suchte sich in Alabama einen Job als Fotograph.

Zu Weihnachten besuchte er seine Familie und sein Vater stellte ihn einem Dr. Wesley Ketchum vor, einem Homöopathen, der sich in Hopkinsville niedergelassen hatte.

Ketchum hatte von Cayce durch einige von dessen früheren Patienten gehört und er beschloß, den jungen Mann auf die Probe zu stellen. Er hatte gerade bei sich eine Blinddarmentzündung diagnostiziert und wollte sehen, ob Cayce in der Lage war, das zu erkennen. In Trance gab Cayce jedoch eine völlig andere Diagnose und empfahl eine ganz einfache Behandlung. Ketchum ging, um Cayce einen Gefallen zu tun, zu einem anderen Arzt, um eine dritte Meinung einzuholen und erfuhr, dass dessen Diagnose in der Tat richtig gewesen war.

Zwischen Cayce und Ketchum begann eine lange, enge Zusammenarbeit. Cayce diagnostizierte und verordnete und Ketchum führte die Behandlungen aus. Begeistert über den großen Erfolg Cayces sandte Ketchum im Spätsommer 1910 einen Bericht an die „American Society of Clinical Research“ in Boston. Ein Artikel in der NEW YORK TIMES folgte, und Cayce wurde im ganzen Land bekannt.

Nun stiegen die Hilfeersuchen dramatisch an, und so formten Dr. Wesley Ketchum, Edgar Cayce, Leslie Cayce und Albert Noe, ein reicher Hotelier, die „Psychic Reading Corporation“. Edgar kehrte aus Alabama endgültig nach Hopkinsville zurück, wo er ein Fotostudio, das „Cayce Art Studio“ eröffnete, in dem er neben seinen Sitzungen als Fotograph tätig war.

1911 bekamen Gertrude und Edgar ihren zweiten Sohn. Sie nannten ihn Milton Porter. Bald nach seiner Geburt bekam das Baby Keuchhusten und eine Dickdarmentzündung. Sie konsultierten Ärzte, doch der Zustand des Kindes verschlechterte sich schnell. Erst, als die Ärzte das Kind aufgegeben hatten, zog Cayce es in Erwägung, eine Sitzung für seinen Sohn abzuhalten.  Die Ergebnisse jedoch zerstörten ihn am Boden, denn er hatte den Zustand seines Sohnes als zu ernst und hoffnungslos beschrieben. Das Kind starb, noch ehe es zwei Monate alt war.

Cayce und seine Frau bekamen Depressionen. Er gab sich die Schuld für den Tod seines Sohnes, weil er nicht eher eine Deutungs-Sitzung abgehalten hatte und begann zu glauben, daß er ihm möglicherweise hätte helfen können.

Gertrudes Gesundheit war nach dem Tod des Kindes angegriffen. Sie wurde schwächer und der Arzt nahm an, dass sie eine verschleppte Rippenfellentzündung hätte. Die Monaten vergingen, sie wurde schwächer und war schließlich bettlägerig.

Im späten Sommer hatte Gertrudes Arzt seine Diagnose geändert. Er nahm Cayce beiseite und teilte ihm mit, dass seine Frau Tuberkulose hätte und sterben würde. Ein hinzugezogener Tuberkulosespezialist bestätigte, dass man nichts mehr tun konnte. Jeder außer ihrem Mann nahm an, dass sie bis zum Ende des Jahres sterben würde. Edgar nahm eine Sitzung vor, in deren Verlauf er seiner Frau eine Kombination verschreibungspflichtiger Medikamente und die Inhalation von Alkoholdämpfen verschrieb. Obgleich die Ärzte das für nutzlos hielten, verschrieb Ketchum ihm die Medikamente. Nach zwei Tagen mit dieser Behandlung fühlte Gertrude sich besser und ihr Fieber fiel, im September ging es ihr noch besser und im November bescheinigten ihr sogar die Ärzte, dass sie sich erholen würde. In der ersten Januarhälfte 1912 war Gertrude völlig wiederhergestellt.

Im selben Jahr empfing Cayce auch einen Abgesandten der Harvard University, einen Doktor Hugo Münsterberg, der entschlossen war, Cayces Ruf zu ruinieren, doch als Münsterberg Hopkinsville verließ, war er von Cayces Fähigkeiten überzeugt und bestärkte ihn sogar noch in dieser Tätigkeit.

Cayce löste seine Partnerschaft mit Ketchum und Noe auf und ließ sich als Fotograph in Selma, Alambama, nieder. 1913 kaufte er das Studio, in dem er beschäftigt war, und holte Gertrude und Hugh Lynn nach. Er begann ein stilles Leben zu führen, doch es sollte nicht lange dauern, bis seine Fähigkeit ihn erneut in den Blickwinkel der Öffentlichkeit zog. Eines Tages spielte sein Sohn mit Blitzpulver und verbrannte sich dabei ernsthaft seine Augen. Die Ärzte, die er konsultierte, machten ihm keine Hoffnung, dass sein Sohn jemals wieder würde sehen können und empfahlen die Entfernung eines der Augen. Cayce ließ ihn nicht operieren, sondern versetzte sich in den Trancezustand, in dessen Verlauf er eine Behandlung der Augen diktierte.

Man hielt sich an seine Anweisungen, und als die Bandagen nach zwei Wochen abgenommen wurden, konnte der Junge wieder sehen.

Die Zeitungen erfuhren davon und sorgten mit ihren Artikeln für erneute Popularität. Wiederum begann Cayce, für Kranke Deutungen zu geben.

Am 9. Februar 1918 gebar Gertrude ihren dritten Sohn Edgar Evans.

Unterdessen nahmen die Anfragen nach Deutungen zu, doch gleichzeitig ergab sich ein ernstes Problem, denn nur wenige der Ratsuchenden fanden im Anschluß Ärzte, die seinen Anweisungen folgen wollten. Edgar begann von einem eigenen Krankenhaus zu träumen, doch noch fehlten ihm die Mittel dazu.

Im Herbst 1923 stellte Cayce Gladys Davis als Sekretärin ein, die nun die Aufgabe hatte, während seiner Trancezustände gemachte Angaben mitzunotieren.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren Cayces Deutungen stets auf die Medizin beschränkt, doch das sollte sich ändern, als der Drucker Arthur Lammers aus Dayton, Ohio, ihn um eine Horoskop-Deutung bat.

Als Cayce ihm mitteilte, dass er einmal ein Mönch gewesen war, schien dies Lammers ein Beweis für die Reinkarnation zu sein.

Der sehr christlich eingestellte Cayce hatte lange Probleme, sich mit dem Thema Reinkarnation auseinanderzusetzen, doch schließlich gelang es ihm, dies mit seinem christlichen Glauben zu vereinbaren.

Von nun schlossen seine Trance-Deutungen auch persönliche Umstände ein – ein Fakt, der seine Bekanntheit weiter steigerte. Schließlich war Cayce gezwungen, sein Fotostudio aufzugeben, um sich ganz den Deutungen zu widmen. Daneben begann er nach finanzieller Unterstützung für sein Krankenhaus zu suchen.

Er fand schließlich mehrere Sponsoren. Eine Gruppe wollte das Krankenhaus in Chicago ansiedeln, eine andere in Dayton, doch als seine Deutungen eindeutig besagten, dass es in Virginia Beach, Virginia, stehen müsse, fand sich schließlich ein New Yorker Geschäftsmann, Morton Blumenthal, der den Bau finanzierte.

September 1925 zogen die Cayce-Familie und Gladys Davis nach Virginia Beach. 1927 wurde die „Association of National Investigators“ gegründet, die die in den Deutungen gegebenen Informationen näher untersuchen sollte.

Am 11. November 1928 öffnete das Edgar Cayce-Krankenhaus seine Pforten. Die Patienten kamen aus dem ganzen Land, um von Cayce und seinen Ärzten und Schwestern behandelt zu werden.

Trotz des Börsenkrachs im Oktober 1929 öffnete im Herbst 1930 die „Atlantic University“ ihre Türen. Bis 1931 arbeitete das Krankenhaus erfolgreich, jedoch ging während der nachfolgenden Depressionszeit die finanzielle Unterstützung verloren, so dass das Krankenhaus im Februar seine Türen schließen mußte. Die Universität arbeitete noch bis Weihnachten weiter.

Im Juni des selben Jahres wurde die „Association for Research and Enlightenment, Inc. (A.R.E.)“ gegründet, die sich als Forschungsgesellschaft sah und es sich zur Aufgabe machte, die in Cayces Deutungen enthaltenen Informationen zu untersuchen.

Cayce unterdessen hielt nach wie vor Deutungen ab und zeitweise waren seine Terminbücher bis zu zwei Jahren im Voraus ausgebucht. Er selbst wurde zunehmend sensibler, selbst in wachem Zustand. Er begann Auren zu sehen und die Stimmungen und körperlichen Zustände von Menschen zu spüren.

Mit der Zahl seiner Bewunderer wuchs auch die der Skeptiker, doch alle wurden von ihm von der Echtheit seiner Fähigkeiten überzeugt. Selbst der katholische Schriftsteller Thomas Sugrue überzeugte sich von der Authentizität der Ereignisse und schrieb schließlich Cayces Biographie „There is a river“, die 1943 – also noch zu Cayces Lebzeiten – veröffentlicht wurde.

Zusammen mit einem in der Zeitung „Coronet Magazine“ erschienenen Artikel verstärkte das Cayce Ruhm weiter.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden ihm säckeweise Hilfeersuchen ins Haus gebracht.

Er bemühte sich, zu allen Fragen Deutungen vorzunehmen, auch für die ungewöhnlichsten. So sagte er im Jahre 1940 erstaunliche Entwicklungen im Hinblick auf die Wiederentdeckung von Atlantis voraus. Der genaue Wortlaut seiner schriftlich festgehaltenen Prophezeiungen lautete: „Und Poseidia wird einer der ersten Teile von Atlantis sein, die wieder emportauchen. Rechnet damit im Jahre '68 oder '69 – in nicht allzu ferner Zukunft.“ Er fügte noch hinzu: „Ein Teil des (atlantischen) Tempels könnte außerdem unter dem Jahrtausende alten Schlamm des Meeres gefunden werden – in der Nähe einer Insel, vor der Küste Floridas, die Bimini genannt werden.“ Tatsächlich berichteten im Jahr 1969 mehrere Piloten und Unterwasserforscher von einer Reihe neu aufgetauchter Tempelanlagen in der Umgebung von Andros, der Berry-Insel und der Bimini-Insel.

Cayce beschrieb in seinen Tranceaussagen die Geschichte von Atlantis von ihren Anfängen bis zum Goldenen Zeitalter mit den großen Steinstädten, die sich aller Formen moderner Errungenschaften erfreuten.

Edgar Cayce widmete sich allen Fragen, die man ihn herantrug, so intensiv und begann – trotz der Warnungen in einigen Deutungen – statt der ihm vorgegebenen zwei Deutungen bis zu acht am Tag vorzunehmen.

Diese Anstrengungen kosteten ihren Preis.

Im Frühjahr 1944 begann er schwächer zu werden, und als er sein tägliches Arbeitspensum nicht zurückschraubte, brach er schließlich vor Erschöpfung zusammen. Er erlitt einen Schlaganfall und war teilweise gelähmt. Am Jahresende begannen seine Freunde das Schlimmste zu befürchten.

Er starb am 3. Januar 1945, und seine Frau Gertrude folgte ihm drei Monate später, am Ostersonntag.

Gladys Davis übernahm es, die Informationen aus Cayces Deutungen solange aufzubewahren, bis seine Söhne aus dem Krieg heimkehrten. Sie begann alle 14.145 Deutungen zu katalogisieren und mit einem Index auszustatten. Diesen Index vollendete sie 1971 – mehr als ein Vierteljahrhundert nach Cayces Tod. Dabei entdeckte sie, dass seine Deutungen mehr als 10.000 unterschiedliche Themen behandelten. Sie arbeitete bis zu ihrem Tod 1986 als Sekretärin für das Komitee von Cayces Organisationen.

Hugh Lynn übernahm die Organisation, die sein Vater begründet hatte und konnte auf der ganzen Welt Interesse dafür wecken. Bei seinem Tod 1982 hatte sich die Organisation von einigen hundert Mitgliedern auf mehrere zehntausend entwickelt.

Was war das Geheimnis von Edgar Cayces bemerkenswerten Fähigkeiten?

Er selbst beschrieb einmal so, dass er sein esoterisches Wissen bezog, weil er in die sogenannte Akasha oder universelle Chronik eintauchen konnte. Er meinte, dass man es auch „Gottes Buch der Erinnerung“ nennte könnte.

Edgar Cayce hat die Chronik seines Lebens der A.R.E. vermacht, die 1931 gegründet worden war. Diese Vereinigung steht jedermann offen, der sich für das Lebenswerk dieses Mannes interessiert, und enthält viele hilfreiche Angaben über Heilmittel und Behandlungsmethoden sowie Berichte von Cayces Lebensdeutungen. Damit ist das Gute, das er tat, nicht mit ihm begraben worden, sondern den nachfolgenden Generationen erhalten geblieben.

 

Zusammengestellt von Katrin Glase, 19.3.2001

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