Robby wachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf auf. Verschlafen sah er auf seinen Wecker, der neben seinem Bett auf dem Fensterbrett stand. 16.48 Uhr ?!? So spät? .... Gott sei Dank war es Sonntag, da war es schliesslich egal, wann man aufstand. Robby schob seine Decke zur Seite und setzte sich auf die Bettkante. Verschlafen rieb er sich die Augen. Was war eigentlch gestern Abend los gewesen? Er war mit Herb im „Silver`s Pub“ gewesen, das wusste er noch. Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend, denn Herb liebte Cocktail über alles. Wenn Herb einen in der Krone hatte, dann wurde es meistens lustig! Robby grinste vor sich hin, als er an seinen alten Freund Herb dachte. Herb stellte genau das dar, was Robby nie sein wollte: Klein, etwas untersetzt, Brillenträger... kurz gesagt: Ein Nobody wie die anderen Leute auch, total normal, Bürohengsttyp. Fehlte nur noch der Karopullover...

 

Robby verstand sich prima mit Herb,trotz verschiedener Ansichten, denn er konnte mit ihm Superdiskussionen über Alles und Jeden führen, nicht zuletzt über das Thema Frauen! Das was Robby erlebte, davon konnte Herb nur träumen. Da Herb kein „Frauentyp“ war, waren  sexuellen Kontakte bei ihm eher spärlich und Robby erzählte gerne... Gesprächsstoff gab es allemal für beide!

 

Und dann tauchten zwei nette Ladies auf. Robby bemerke sie sofort als sie das Pub betraten. Robby, der perfekte Aufreisser, sprach die Beiden an und so kam es, dass der Abend sehr lange und auch lustig wurde. Irgendwann fuhr Robby mit der hübschen Blondine in ihre Wohnung. Wie hiess sie noch mal? Christine? Robby überlegte.... er wusste nur noch, dass Christine eine Flasche Rotwein geöffnet hatte... was dann war... uiuiui... wie war er eigentlich nach Hause gekommen? Und vorallem: wann? Er konnte sich nicht mehr erinnern...

Noch müde, zog Robby sich seine Jeans und sein T-Shirt an. Erst mal brauchte er einen Kaffee zum Wachwerden, vorher kam er garnicht in die Gänge. Er spulte im Vorbeigehen den Anrufbeantworter zurück, der auf dem Telefonschrank stand, und ging in die Küche um Kaffee zu kochen. Nebenbei hörte Robby seinen Anrufbeantworter ab. Als erstes hörte er eine piepsige Stimme, die in höchsten Tönen von ihm schwärmte. Wie er feststellte, war es Christine von gestern Abend. Robby rieb sich seine Stirn... wie konnte er nur an so Eine geraten? Muss am Alkohol liegen, dachte er. Aber nun wusste er wenigstens, dass Christine ihn nach Hause gefahren hatte.

 

 Der nächste Anrufer war Herb. Herb wollte sich heute Abend mit ihm auf ein Bier im „Adams“ treffen, nur zum Reden. Robby sah auf die Uhr der Mikrowelle: 17.12 Uhr. Er hatte also noch etwas Zeit sich zu duschen und auch noch etwas zu essen. Während er sich eine Pizza in den Ofen schob, ging er ins Bad und duschte sich. Heute zog er seine schwarze Lederhose an, weisses T-Shirt, er besah sich kurz im Spiegel, gut sah er aus! Auch der 3-Tages-Bart stand ihm. Die Pizza war inzwischen fertig geworden. Während er ass, rief nochmals Herb an und meinte, er wäre so gegen 19 Uhr im Adams.

Um halb Sieben machte Robby sich auf den Weg ins Adams. Herb sass schon in ihrer Stammecke und wartete. „Hi Herb, Alter!“ begrüsste Robby ihn und nahm ihm gegenüber Platz. Herb strahlte über das ganze Gesicht. „Was war nur gestern Abend los gewesen?“ Robby zermarterte sein Gehirn, aber er war mit Christine gestern beschäftigt gewesen, daher hatte er nicht sonderlich auf Herb geachtet. Herb schwebte offensichtlich im siebten Himmel, denn er schwärmte von Tina in höchsten Tönen!

„Aha“ dachte Robby, „das war wohl die Freundin von Christine....“ Herb erzählte ihm, er hätte sich in Tina total verliebt. Über solche sentimentalen Dinge wie Liebe sprach Robby nicht gerne, Frauen waren für ihn Jagdobjekte... aber er hörte Herb zu, weil er sein Freund war.

 

 Der Abend wurde mit einigen Gläsern Bier begossen und später, gegen halb Zwölf verabschiedete sich Herb von Robby, da er morgen früher in die Arbeit wollte.

„Scheiss Job...“ meinte Herb, „aber was tut man nicht für Geld? Ich habe noch einen ganzen Stapel an Akten zu bearbeiten....“ und verabschiedete sich.

Robby fuhr nach Hause, denn auch er musste morgen Arbeiten. Müde war er eigentlich noch nicht, aber vielleicht sollte er noch etwas lesen? Er griff sich ein Buch und wollte es sich gerade im Bett gemütlich machen, als das Telefon klingelte. Melly war dran und wollte wissen, ob er morgen Abend Zeit hätte.

„Worum geht`s denn, Mel?“ „.....Ich lasse wieder eine Party steigen...“ Robby zögerte: „... Wieder eine Grabparty.....?“ er konnte fast spüren, wie Mel am anderen Ende ein leichtes Grinsen aufsetzte. Er grinste nun auch vor sich hin.

„Ok, Mel, geht klar! Wann steigt die Party?“

Mel meinte so gegen elf Uhr.

„Wieder in der Gruft von deiner Grosstante...?“

„Genau...“

Nachdem das Gespräch zu Ende war, konnte Robby nicht mehr ans Lesen denken. Er lag mit den Händen hinter dem Kopf auf seinem Bett und dachte an Mel`s erste Grabparty! Die Clique hatte sich vor einem halben Jahr verabredet, sich auf dem Friedhof zu treffen um eine Party in der Familiengruft von Mel zu feiern. Seine Freunde waren damals begeistert gewesen und die Party war auch ein voller Erfolg geworden, die Stimmung war cool.... wenn es nicht so erbärmlich kalt gewesen wäre. Es war Winter und es hatte Minusgrade. Robby hatte gefroren wie selten in seinem Leben, aber der Alkohol....

 

Coole Musik sorgte für Stimmung damals.... alle waren sich einig: Die Party musste unbedingt wiederholt werden, nach Möglichkeit im Sommer. Und nun war es soweit! Morgen Abend!

Robby schlief irgendwann in der Nacht ein und wurde unsanft von seinem Wecker um 7 Uhr aus dem Schlaf geholt. Verschlafen und total kaputt begab er sich nach einer starken Tasse Kaffee ins Institut. Er arbeitete als Sektionshelfer seit einem Jahr im pathologischen Institut für Rechtsmedizin. Auf dem Weg zur Arbeit kam Robby ins Nachdenken... 

Es war am Anfang nicht leicht für ihn gewesen, diesen Job zu machen.

Robby konnte sich an den ersten Arbeitstag noch lebhaft erinnern. Es war vor einem Jahr, als er sich auf die freie Stelle im Institut bewarb. Eigentlich wollte er nur für kürzere Zeit einen Nebenjob haben, für die Semesterferien und wie es nach seinem ersten Arbeitstag aussah, wäre er am zweiten Arbeitstag erst gar nicht wieder aufgetaucht. Was er damals zu sehen bekam...

 

Pünktlich um acht Uhr morgens meldete er sich bei der Informationsdame des Instituts und fragte nach, wo er die Sektionsräume finden könnte, er wäre der neue Helfer. Die freundliche Blondine sah ihn argwöhnisch an und deutete mit einem Kopfnicken zum Fahrstuhl.

„Sie müssen ins 2. Untergeschoss fahren und den Schildern an den Wänden folgen, verfehlen können sie sie nicht.... oder sie folgen einfach dem Geruch....“

Die Blonde grinste ihn verschmitzt an. Robby wunderte sich über diese Art von Humor, aber er sagte darauf nichts mehr, er ging zum Fahrstuhl und drückte den Knopf. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Fahrstuhltür und Robby stieg ein und fuhr zum 2. Untergeschoss. Als der Fahrstuhl hielt und sich die Türe öffnete bemerkte Robby gleich die sterile Umgebung. Die Wände der Gänge waren grau gefliesst und wirkten dadurch automatisch kalt und dunkel. Robby begann unwillkürlich zu frösteln. Er sah auch gleich das Schild mit der Aufschrift: „zu den Sektionsräumen“. Dort musste er hin... er folgte dem Schild und ging an ein paar verschlossenen Eisentüren vorbei.

„Hier sieht es aus wie in einem unterirdischen Trakt eines Gefängnisses, überall schwere Türen.... Leichen rennen doch nicht weg.... seltsam...“ dachte Robby.

Dass diese schweren Türen zur Hygienesicherung vorhanden waren, konnte Robby zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Er ging an einem langen Fenster vorbei, das in das Innere eines Sektionsraumes Einblick gab.

„Hier könnte es sein....“ überlegte Robby.

Er sah flüchtig hinein und bemerkte an der hinteren Wand eine weitere schwere Stahltüre, die in einem Raum hinter diesen führen musste. Diese Türe war offen. Er ging darauf zu, an zwei leeren Sektionstischen vorbei und sah in den kleinen Raum. Ein älterer Mann sass an einem runden Tisch und lass gemütlich Zeitung. Eine Tasse schwarzen Kaffee stand vor ihm auf dem Tisch und dampfte vor sich hin. Der ältere Mann sah von seiner Zeitung auf als er Robby bemerkte.

„Komm rein, Junge....“ brummte dieser und deutete auf den Stuhl gegenüber von ihm.

Robby setzte sich und fragte: „Woher wissen sie, dass ich der neue Sektionsgehilfe bin?“ „Erst mal ,mein Junge, heisse ich Sam Goldstein und bin dein Chef, für wie lange, weiss ich nicht, dein Vorgänger ist nach einer Woche wieder abgehauen, und ausserdem gibts hier Telefon mit dem man von der netten Empfangsdame Bescheid bekommt, oder meinst du, dass hier jeder Hinz und Kunz reingelassen wird?“

 Als Sam mit seinem Vortrag zu Ende war konnte Robby nur schlucken und ein vollkommen überflüssiges: Aha... sagen.

„Wie heisst du noch mal, mein Junge?“

 Sam griff nach seiner Zigerettenschachtel, fischte sich mit seinen gichtgeplagten Fingern eine Zigarette heraus und zündete sie sich an. Genüsslich sog er an der Zigarette und musterte Robby.

„Robert war dein Name, nicht wahr? Ich habe deine Bewerbungsunterlagen gesehen... ich muss ja schliesslich wissen, mit wem ich in Zukunft arbeiten werde...“

Sam zögerte einen Moment, er gab Robby keine Chance etwas zu sagen.

„Medizin willst du studieren? Warum? Wozu? Die sterben sowieso alle und landen hier, hier kannst du Menschen von innen sehen... naja, fürs Studium hilfts dir vielleicht, wer weiss... der letzte Student vor dir hat sich nach der ersten Wasserleiche erst mal auskotzen müssen.... mal abwarten, ob du überhaupt geeignet bist, die Nerven hast, hier zu arbeiten und ob du was taugst....“

Robby war zu perplex um was zu sagen, so wie der alte Sam ihn überfahren hatte. Er griff in die Tasche seiner Jeansjacke und wollte seine Marlboroschachtel herausholen, als der alte Sam ihn anfuhr: „Hier wird nicht geraucht!“

Robby sah erst den alten Sam an, dann deutete er auf den überquellenden Aschenbecher: „Sie rauchen doch auch?“

Sam fuhr ihm gleich wieder über dem Mund: „Wer hier raucht und wer nicht, bestimme ich. Und ich sage, Jungchen, du rauchst hier nicht... ist gegen die Hygieneverordnung....“

Robby dachte sich seinen Teil und packte die Schachtel Zigaretten wieder in seine Jackentasche. Der alte Sam schien zufrieden zu sein, denn nun kam ein leichtes Lächeln über seine Lippen.

„So ists Recht, mein Jungchen! Immer schön zuhören, was der alte Sam sagt! Aber nun werde ich dir hier unten alles zeigen, schliesslich sollst du mir auch zur Hand gehen können.“

 

Mit einem Ächzen stand Sam auf und ging leicht gebeugt zu der offenen schweren Türe, die in den Sektionsraum führte. Vier steril aussehende Stahlseziertische waren dort im Boden verankert worden. Hier konnte man einen leichten Geruch von Desinfektionsmittel noch wahrnehmen. Sam erklärte beim Durchqueren des Raumes, dass dieser Sektionsraum nur ein Ausweichraum war. Der Hauptteil der Leichen befanden sich im Nebenraum, wo sich auch die Kühlkammern befanden. Sie gingen auf den Gang hinaus und Sam öffnete den schweren Verschluss der Stahltüre gegenüber. Robby bemerkte gleich einen eigenartigen Geruch in diesem Raum, selbst das Desinfektionsmittel konnte den Geruch von toten Fleisch nicht übertünchen. Dieser Raum sah fast genauso aus, wie der vorige, nur mit dem Unterschied, dass hier kein kleiner Nebenraum war, anstatt dessen waren in der linken hinteren Wand ausziehbare Kühlkammern. Gegenüber befanden sich Stahlspülen, der Boden war ebenfalls mit diesen grauen Fliessen ausgelegt, wie die Wände auch. Eine Abflussmöglichkeit war in der Mitte des Raumes im Boden zu sehen, weiter hinten sah Sam auch einen langen Schlauch, der auf einem Haken an der Wand befestigt war.Kalt war es in diesem Raum, wie in einem Kühlschrank, Robby zog seine Jacke enger. Sam führte ihn zu den Kühlkammern.

„Na Jungchen? Ist dir kalt? Nimm dir ab morgen einen dicken Wollpullover mit, die dicken Kittel hier, die man tragen muss sind nicht warm.... also denk daran: Immer einen dicken Pullover, ach ja... lass den am Besten hier.... wegen dem Geruch, verstehst du?“

Robby konnte das verstehen, der Geruch hier in diesem Raum war zwar nicht penetrant, aber er konnte sich gut vorstellen, dass dieser Geruch in den Kleidern bleiben konnte.

 „Hier sind die Leichen aufbewahrt, die abgeholt werden.“ Sam klopfte mit der flachen Hand auf eine Kühlkammertür.

„Für die „Neuzugänge“ gibt es in der Nähe vom Fahrstuhl einen anderen Kühlraum, wo diese hingebracht werden, wenn wir zuviel zu tun haben und keine Zeit haben, diese gleich zu „bearbeiten“.

Sam führte ihn hinaus in den Gang und ging diesen weiter bis sie am Ende zum Umkleideraum gelangten. Dort waren einige Spinde für die Angestellten der Sektionsabteilung. (Wobei Robby bemerkte, dass ausser Sam und ihm hier niemand zu arbeiten schien.)

„Wieso sind hier gut und gerne 10 Spinde, wenn Sie und ich hier die Einzigen sind, die hier unten arbeiten?“ fragte Robby vorsichtig nach.

„Du glaubst doch nicht, meine Junge, dass wir beide hier die Einzigen sind? Hast du dir mal überlegt, wer hier von uns beiden rund um die Uhr drei Schichten zu arbeiten hat? Also ich nicht... und du wirst wohl auch nach einer Schicht genug haben... zwei kommen um 16 Uhr und weitere zwei um 24 Uhr, dass nennt man dann Schichtbetrieb, mein Junge! Wir wechseln uns wöchentlich ab, also wenn du einmal die Schichten tauschen willst, dann sag mir Bescheid, die Einteilung mache ich.“

 „Gut zu wissen....“

Robby wurde ein Spind zugeteilt und erhielt von Sam seine Arbeitskleidung, ein weisser grober Arbeitskittel und eine stabile Plastikschürze.

„Nimm die Sachen schon mal mit, wer weiss, wann wieder was reinkommt hier.... lass uns wieder ins „Kämmerchen“ gehen, ich will noch in Ruhe Kaffee trinken, bevor es wieder hoch hergeht....“

Sam setzte sich wieder Richtung Sektionsraum 2 und dem „Kämmerchen“ in Bewegung. Das Kämmerchen, wie es von Sam genannt wurde, war fast wie eine kleine Küche eingerichtet. Eine Spüleinrichtung war vorhanden, Kaffeemaschine sowieso, sogar ein kleiner Kühlschrank war da.

 

Sam liess sich wieder auf seinen Stuhl nieder und las Zeitung. Robby hängte seine Arbeitskleidung an den Haken neben der Türe, wo schon Sams Sachen hingen. Etwas verloren stand er da und wusste nun nicht, was er tun sollte. Sam brummte hinter seiner Zeitung etwas, das sich wie: „Setz dich hin und schnapp dir eine Zeitung....“ anhörte.

Was blieb Robby anderes übrig? Er setzte sich und griff nach einer Zeitschrift, die in dem Zeitungsständer neben dem Tisch war. Er hatte wahllos hineingegriffen und was hielt er nun in der Hand? Er war erstaunt! Ein Playboy-Magazin! Sam riss ihm förmlich das Magazin aus seinen Händen.

„Hey! Finger weg! Der Playboy gehört ausschliesslich mir! Wenn du solche Heftchen lesen willst, dann kauf dir selber welche! In solchen Dingen bin ich eigen!“

Robby hatte es schon nach kurzer Zeit aufgegeben, sich über Sam zu wundern, Sam war ein komischer Kauz, unbestritten... also liess er ihn reden. Er suchte im Zeitungsständer und fand ein Comicheft: Spiderman... wenigstens was Normales... Sam brummelte irgendwann hinter seiner Zeitung, er solle sich doch auch eine Tasse Kaffee nehmen, was Robby auch tat. Der Kaffee war stark und belebte Robbies Geister wieder, nachdem er in der Nacht nicht viel Schlaf bekommen hatte...wie hiess das Mädel nochmal? Nadine? Egal, die Nacht war es wert gewesen!

 

Plötzlich klingelte ein Telefon. Robby hatte es noch nicht bemerkt gehabt, denn es hing an der Wand neben der kleinen Küchenzeile und wurde von einem Geschirrtuch halb verdeckt. Sam stand auf und nahm den Hörer ab.

„Aha... ja..... gut.... schafft sie her....“ hörte Robby Sam kurz angebunden sagen. Robby sah Sam erwartungsvoll an, als dieser einen tiefen Seufzer ausstiess, seine Hose strammzog und meinte: „Jetzt gehts gleich los Junge....pack deine Nerven zusammen und verschliess sie tief in deinem Innern... jetzt kommt was „Nettes“ rein.... eben von der Radiologie auf den Weg hierher.... der Pathologe ist auch auf dem Weg hierher....heute gibts Moorleiche zum Frühstückskaffee!“

Sam grinste Robby auffordernd an, zog sich den Kittel über und band sich die Plastikschürze um. Robby tat es ihm nach, wobei er seine Probleme mit der Plastikschürze hatte, denn diese war schwer umzubinden, kein Wunder bei dem dicken Plastik. Inzwischen wurde die Türe zu Sektionsraum 2 aufgestossen und ein hagerer blonder Typ mittleren Alters sah Sam an und sagte: „S1... geht gleich los, der Fahrstuhl kommt....“

Robby folgte Sam zu Sektionsraum 1 und konnte sehen, wie der Fahrstuhl hielt. Zwei Männer in weissen Anzügen schoben eine fahrbare Trage in Richtung S1. Auf der Trage lag unscheinbar wirkend ein schwarzer Leichensack, wie sie die Polizei verwand. Sam stand schon im S1 und unterhielt sich mit dem blonden Typen, scheinbar war es der Pathologe, als die Jungs mit der Trage den Raum betraten. Sie schoben die Trage an einen der vier Seziertische und hievten den Leichensack darauf.

„Den Rest überlassen wir euch...“ war deren Abschiedsgruss und sie verschwanden wieder Richtung Fahrstuhl. Der blonde Typ meinte zu Sam: „Hast wohl einen neuen Lehrling hier, Sam?“ Sam grinste wieder in Richtung Robby und stellte ihm Dr. Holloway vor. Robby hatte richtig vermutet, Dr. Holloway war einer der Pathologen am Institut.

 

 „Dann wollen wir mal....“ sagte dieser und ging zu einem der Spülunterschränke und holte sich einen Kittel und eine Plastikschürze hervor, die für die Pathologen dort bereitgelegt worden waren.

„Sam, machen Sie den Leichensack schon mal auf, ich ziehe mich noch rasch um.“

Sam ging zu dem Seziertisch, worauf sich der Leichensack befand und nahm den Reissverschluss und öffnete diesen langsam, während sich Dr. Holloway seine Schürze umband. Robby hörte das Gleiten von Plastik auf Plastik, als Sam den Reissverschluss aufmachte, hörte sich irgendwie komisch an. Ein seltsamer Geruch machte sich im Sezierraum breit. Es roch nach Erde vermischt mit einer leicht süsslichen Note.... brechreizerregend, empfand Robby. Er versuchte so wenig wie möglich tief einzuatmen, denn dieser Gestank benahm ihm fast den Atem. Den anderen beiden machte dieser Geruch scheinbar nichts aus, denn Robby bemerke, dass weder Dr. Holloway noch Sam die Nase rümpften oder sonstwas taten.

„Sieh erst mal nur zu Jungchen.... wenn du was tun sollst, dann gebe ich dir Anweisungen!“ meinte Sam, zu ihm gewandt. Dr. Holloway trat an den Seziertisch und schaute aufmerksam in den Leichensack. Darin befand sich ein weiterer Sack, wie Robby aus 2 Meter Entfernung erkennen konnte.

„Sam, könnten Sie bitte den Jutesack herausheben, die Leiche befindet sich in diesem. Wollen doch mal sehen, was wir hier haben....“

Dr. Holloways Anweisungen waren klar und deutlich.

„Jungchen, ich brauch dich zum Rausheben. Sieh zu, dass du das auf die Reihe bekommst...“ Robby trat näher an den Seziertisch heran und hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Allein schon der Geruch rief Übelkeit in ihm hervor.

„Hey Jungchen! Nimm dir Handschuhe! Oder willst du Leichen mit den blossen Händen anfassen, oder was? Die Handschuhe liegen hinten in der Ecke auf den Spültischen...“

Robby holte sich schnell ein paar Handschuhe aus der Box und streifte sie sich über. (Klar doch, Alter.... ich will mir ja nichts von Leichen einfangen... für wie blöd hält der mich eigentlich?). Er trat wieder an das Ende des Seziertisches und griff sich das Fussende des Jutesackes. Gemeinsam mit Sam hoben sie den Sack aus dem Leichensack, Dr. Holloway zog den Leichensack weg, damit Sam und Robby den anderen Sack wieder auf den Tisch legen konnten. Dieser Sack war alt, das konnte man sehen. Dr. Holloway nahm ein Diktiergerät aus seiner Aktentasche, die er neben die Spültische gestellt hatte und begann mit der pathologischen Beschreibung.

 

Robby hörte, wie dieser den Sack beschrieb.... alt, jedoch gut erhalten.... in Anbetracht des Fundortes.... Moorschlamm konserviert... etc. Robby verstand nicht viel davon, er hatte ja erst ein Semester Medizin hinter sich, aber was er heraushören konnte, war, dass sich Moorschlamm als Konservierungsmittel sehr gut eignete. Dr. Holloway besah sich die Röntgenbilder der Leiche und kommentierte.

„Die Röntgenbilder zeigen ein weibliches Skelett. Todesursache noch unbekannt. Beide Femurknochen wurden wahrscheinlich post mortem gebrochen. Bezeichnend für die Lage der Knochen.....“

Robby verstand nicht viel von dem was Dr. Holloway sagte, aber Sam flüsterte ihm zu, was Dr. Holloway beschrieb: Allem Anschein nach war das Opfer zu Tode gekommen und nachdem dieses tot war wurden ihm die Oberschenkelknochen und die Unterschenkelknochen gebrochen. Die Beine wurden nach oben geklappt und über die Schultern gelegt. Sam meinte beiläufig, dann wäre die Leiche leichter in den Sack zu stecken gewesen. (Sam und sein trockner, makabrer Humor.... das kann ja noch was werden... dachte Robby). Dr. Holloway erkannte auch auf den Röntgenbildern, dass dem Opfer der Schädel eingeschlagen worden war, denn Knochensplitter befanden sich im Innern des Schädels....

Dr. Holloway gab, nachdem er seinen Bericht über die Röntgenbilder fertig diktiert hatte, Anweisung, den Sack zu öffnen. Robby fühlte eine eine Beklemmung in sich aufsteigen, was nun kommen würde, war ihm irgendwo klar. Sam nahm eine medizinische Schere von dem Beistelltisch (weiss der Teufel, wie das an den Seziertisch gekommen ist...) und zerschnitt vorsichtig das Gewebe des Sackes. Ein modriger Geruch stieg Robby extrem in die Nase, dass er schon die Befürchtung hatte, sein Kaffee käme hoch, scheusslicher Geruch, der den Brechreiz unterstützte. Was Robby nun sah, überstieg alles, was er jemals im Fernsehen zu sehen bekommen hatte. Ein Körper, der in dem Zustand der Verwesung verblieben ist, seit dem er in dem Moor lag....die Haut war braun, aber doch irgendwie fahl... wie eine Mumie... fand Robby. Die Beine der Leiche waren tatsächlich nach oben geklappt und nach hinten über die Schultern gelegt worden. Der Schädel sah aus wie der von einer Mumie: eingefallende lederne Haut umspannte die Schädelknochen. Robby musste sich abwenden, oder er lief Gefahr, sich übergeben zu müssen.... dieser Gestank! Wahnsinn! Aber er wollte Sam nicht sehen, wie er sich über ihn lustig machen würde, deshalb nahm er sich zusammen und unterdrückte das Gefühl der Übelkeit und sah wieder auf die Leiche. Dr. Holloway beschrieb nun den Zustand der Leiche und gab Sam die Anweisung, dass man nun das Innere des Opfers untersuchen sollte. Sam reichte Dr. Holloway das Skalpell. Dieser setzte einen geraden Schnitt vom Brustbein ansetzend bis zum Nabel. Robby sah, wie sich das Fleisch zerteilen liess und keinerlei Spuren von Blut hinterliess. Das Fleisch klaffte auseinander, bräunlich... wie Leder. Dr. Holloway griff in den Torso und versuchte die Organe, Darm, Nieren, Herz, Leber zu untersuchen. Beschreibungen diktierte er wieder seinem Diktiergerät. Robby sah zu und musste manchmal kleine Handgriffe erledigen, die ihm Sam auftrug. Er stand noch.... wenigstens etwas... dachte Robby. Das was er zu sehen bekam war ihm neu, aber er nahm sich zusammen, letztendlich für sich und auch für Sam.... er war kein Weichei! Verdammt!

 

Die Sektion dauerte mehr als zwei Stunden (obwohl es Robby wie 10 Stunden vorkam) und zum Schluss musste die Leiche wieder „instandgesetzt werden“ wie Sam sich ausdrückte. Das hiess: Alle Organe wieder an ihren Platz schaffen und eine feine säuberliche Naht versteckte die rechtsmedizinischen Massnahmen.... nur für die Angehörigen, versteht sich, falls es noch welche gab. Das hiess: Robby musste zusehen, wie Sam den Leichnam wieder zusammennähte. Er musste ja schliesslich lernen, wie so etwas ging.

Im Laufe seines 8 Stunden Tages kam noch ein männliches Verkehrsopfer rein. Armer Kerl... kam unter einen Lastwagen... was da noch heil war bei dem Verkehrsopfer, blutete den Seziertisch voll und auch den Fussboden. Zum Schluss, als der Pathologe S1 verliess hatte Robby die ehrenvolle Aufgabe, den Raum gründlich sauber zu machen, das hiess: Schlauch nehmen und alles abzuspritzen, was irgendwie mit einem menschlichen Körper in Berührung gekommen war. Das dauerte auch seine Zeit.... der erste Arbeitstag endete für Robby.... verwirrt und noch total neben sich fuhr er nach Hause und hatte nur einen Gedanken: Eine Flasche Jim Beam und ins Bett, anders konnte er das Gesehene nicht ertragen. Robby betrank sich nicht an diesem Abend, denn er war viel zu müde, als ob er dazu noch fähig gewesen wäre.... er schlich fast in sein Bett... mit einem Glas Jim Beam.... und schlief ein... traumlos..

Dies war sein erster Arbeitstag im Institut.

 

Robby kam pünklich am Institut an. Ines begrüsste er beim Verbeigehen mit einem halben Winken (Gott, die grinst mich jeden Tag so an, dabei war sie im Bett so langweilig gewesen wie nur was...) und verschwand schnell Richtung Fahrstuhl. Nachdem er unten ankam lief Robby den langen Gang entlang und sah durch die Glasscheibe in den Sezierraum 2 und konnte schon einen männlichen Leichnam erkennen, der auf einem der vorderen Seziertische lag. Er zog sich rasch um und ging durch S2 zum Kämmerchen. Paul, der Nachtschicht gehabt hatte, wartete auf ihn. Robby schenkte sich als Erstes einen Kaffee ein, vorher begann er nicht zum Arbeiten. Im Laufe eines Jahres hatte er sich das von Sam angewöhnt. Wie sagte er immer kurz vor acht Uhr? „Erst mal ein Käffchen einverleiben... sonst geht nichts...“

Robby musste unwillkürlich lächeln, als er an Sam dachte. Der alte Sam.... machte grundsätzlich nur die Morgenschicht. War ja klar, wer die Dienstpläne schrieb, konnte sich den eigenen Dienst so einteilen, wie man wollte. Heute würde Sam etwas später kommen, denn er hatte einen Termin beim Arzt. Robby verabschiedete Paul, der hundemüde aussah und eindeutig in sein Bett wollte. Dann wollte er sich um seinen „Patienten“ im S2 kümmern. Wie er auf dem Schnellplaner im Kämmerchen lesen konnte, war der Mann 78 Jahre alt geworden.

 

„Umgekippt und war tot“

Robby konnte eindeutig Sams Handschrift auf dem Planer erkennen.

„Normale Obduktion. Naht setzen.“ stand noch dabei.

Robby trank seinen Kaffee noch zu Ende, dann machte er sich an die Arbeit. Er zog sich einen Beistelltisch heran und begann die Leiche zuzunähen. Das Nähen von Obduktionsschnitten war Robby schon in Fleisch und Blut übergegangen, das machte er inzwischen im Schlaf. Die Nadel bohrte sich in das tote Fleisch und verband Gewebeteile, die nie mehr zusammenwachsen würden. Robby hatte bei dieser Tätigkeit viel Zeit zum Nachdenken und seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an seine ersten Wochen im Institut. Sam zum Trotz blieb er eisern dabei, überwand seinen Ekel und versuchte, sein Bestes zu geben. Sam stutzte ihn zwar in den ersten Wochen zurecht, aber irgendwie mochte Robby Sams Art. Er war ein alter Kauz, ja... aber dessen schwarzer Humor half Robby über die erste schwere Zeit hinweg. Was Robby an verschiedenartigen Leichen zu sehen bekam, überstieg alles, was er kannte. Vom Unfallopfer bis hin zu Mordopfern kam hier alles rein. Er lernte sehr viel von Sam, denn Sam war trotz seiner kauzigen Art ein hervorragender Lehrer. Nach zwei Monaten machte Robby der Job sogar bisweilen Spass. Und Sam behielt Recht: Er lernte sehr viel von der Anatomie des Menschen. Ein Chirurg konnte nicht mehr kennen wie er, mit dem Unterschied, dass der Chirurg darauf bedacht war, dass seine Patienten wieder aufstehen konnten. Robbys „Patienten“ dagegen standen nie mehr auf.

 

Robby kannte Sam inzwischen sehr gut. Er hatte von Anfang an geahnt, dass Sam nicht nur kauzig und komisch war. Manche Dinge konnte man einfach nicht erklären und bei Sam war sich Robby sicher, dass dieser eine Macke hat. Aber welche, wusste Robby zu Anfangs nicht zu sagen. Bis eines Tages eine 20 jährige Frau eingeliefert wurde, Autounfall. Sam gab ihm die Anweisung, er solle das aufgerissene Bein wieder zusammenflicken und den Obduktionsschnitt wieder vernähen, er ginge ins Kämmerchen einen Kaffee trinken. Robby begann mit seiner Arbeit und konnte Sam durch die Glasscheibe beobachten, wie er sich einen Kaffee einschenkte und sich an den Tisch setzte. Zuerst beachtete er Sam gar nicht. Irgendwann sah er wieder durch die Glasscheibe und bemerkte, dass Sam sich seinen Playboy genommen hatte und scheinbar ziemlich vertieft sich die Bildchen besah. Robby schüttelte unmerklich den Kopf und konnte nicht verstehen, wie man während so einer Arbeit Playmates ansehen konnte. Während er sich um das ziemlich zerfetzte Bein kümmerte, sah er immer wieder zu Sam ins Kämmerchen. Was trieb der Alte da drinnen? Er blätterte nicht mehr im Playboy rum.... er starrte irgendwie ins Leere, so kam es zumindest Robby vor. Doch verwundert hielt Robby inne und beobachtete Sam im Kämmerchen. Seltsame rythmische Bewegungen waren vage auszumachen.... Robby konnte es nicht glauben! Der alte Kauz starrte auf die Leiche und wedelte sich einen von der Palme! Das konnte doch nicht sein?! Robby war zu perplex um weiter zu arbeiten. Er stand vor dem Seziertisch und hielt die Nadel in der Hand und tat nichts. Nach einer kleinen Weile löste er sich aus seiner Starre und lachte leise auf! „Dieser perverse alte Kauz! Wichst im stillen Kämmerlein und meint, er ist alleine! Der ist doch krank!“ dachte Robby bei sich. Er beendete seine Arbeit und ging, nachdem er den Leichnam in eine Kühlkammer im S1 gebracht hatte, zurück ins Kämmerchen. Sam sass bei einer Zigarette rauchend am Tisch und blätterte in einer Tageszeitung. Robby sprach ihn natürlich auf das was er gesehen hatte nicht an, warum auch? Wenns dem Alten gefällt, soll er doch machen....

 

Über dieses Erlebnis mit Sam musste Robby nun wieder schmunzeln. Es war schon über ein halbes Jahr her, wo das passiert ist. Die Naht war nun fertig und Robby schob den alten Herrn ins S1 zur Kühlkammer. Als er zurück nach S2 ging konnte er erkennen, dass Sam gerade vom Arzt zurück gekommen war. Er stand bei der Kaffeemaschine und kippte sich eine Tasse Kaffee auf ex rein.

„Aaahh... das tat gut! Hat der Arzt doch gemeint, ich solle keinen Kaffee mehr trinken, wäre schlecht für meine Gicht! Aber der kann mir nichts vormachen! Gicht! Pah....!!! Ok... bei meinem hohen Blutdruck kann ich ja verstehen, dass er mir den Kaffee verbieten will, aber wegen Gicht??? Neeee....“

Robby grinste sich eins. So kannte er Sam!

„Morgen Sam.... hast ja gute Laune drauf!“

Sam drehte sich zu Robby um und sah ihn mit blitzenden Augen an.

„Jungchen... werde erst mal so alt wie ich, dann erst kannst du sagen, ob jemand gute oder schlechte Laune hat! Dieser blöde Arzt weiss doch nicht mal was Gicht ist!“

Robby meinte nur zu Sam, vielleicht hätte er etwas nicht gut verstanden, als ihn Sam wieder anfuhr:

„Jetzt sagst du auch noch ich bin schwerhörig, also weisst du, von dir hätte ich das am wenigsten erwartet!“

Sam seufzte und gab nickend zu verstehen: „Ich weiss.... ich sollte mir wirklich ein Hörgerät anschaffen....tja.... hast du den Alten zusammengeflickt?“

Robby nickte Richtung S1. „Der ist schon wieder kalt.“

Er nahm sich einen Kaffee und setzte sich leger an den Tisch und dachte an Mel`s Grabparty heute Abend. Wer wohl kommen würde? Er hoffte, dass Belle kommen würde! Sie war ein bildhübsches Mädchen und auch nicht so verklemmt wie andere.... mal sehen, ob was geht mit ihr... Sam riss ihn aus seinen Gedanken.

„Was grübelst du denn schon wieder nach?“

Robby grinste Sam an: „Ach nur so, ich bin auf eine Grabparty heute eingeladen...“

Sam sah Robby vorwurfsvoll an: „Hey Junge! Lass die Leichen wo sie sind! Buddelt mir keine aus! Ich hab keine Lust einen oder eine morgen auf dem Tisch hier liegen zu haben, nur weil ihr Rotzlöffel mitten in der Nacht „Buddel die Alte aus“ spielen müsst und die Polizei dann die Opfer hier reinschleppt, wegen Nekroirgendwas!“

Robby musste lachen und verneinte: „Alterchen, wir feiern nur eine Party in der Gruft einer Freundin, trinken was und hören Musik, wir graben keine Leichen aus....“

„Na dann ist ja gut...“ brummte Sam....

„Willst du heute früher gehen?“ kam ganz beiläufig von ihm.

 Robby horchte auf.

„Klar Sam, wäre nicht schlecht, wenn ich ein wenig früher gehen könnte....“

Sam nickte leicht: „Okay... dann spritz S1 mal gründlich durch, dann kannst du meinetwegen gehen...“

Das liess sich Robby nicht zweimal sagen. Er machte sich gleich daran S1 mit dem Schlauch auszuspritzen. Nachdem er fertig war fuhr er nach Hause und legte sich Schlafen.... schliesslich musste er fit sein für die Nacht....

 

Robby erwachte dank seines Weckers um ca. 20 Uhr. Er wollte noch unter die Dusche, bevor er zur Party ging. Das Duschen und Rasieren ging ja bei ihm schnell, er brauchte keine 20 Minuten dafür. Danach  inspizierte seinen Kleiderschrank. Da es heute nacht eine laue Sommernacht war, entschied er sich für seine schwarze Jeans und sein schwarzes Satinhemd, das mit den kleinen Rüschen an den Ärmeln und am Kragen. Schwarze Jeansjacke noch und er war bereit zu gehen. Da er etwas früh dran war, fuhr er noch bei Herb vorbei und unterhielt sich mit ihm. Jedoch Herb war ziemlich geschafft vom Tag und wollte seine Ruhe haben. Klarer Fall von schonender Rauswurf! Das machte Robby nichts aus, er kannte ja Herb schon lange und wenn dieser seine Ruhe wollte, kein Problem. Er fuhr weiter zur Tankstelle, wo er immer tankte, darin war Robby eigen, denn er tankte ungern bei anderen Tankstellen, er wusste nicht warum, aber das war ihm auch egal. Dort tankte er seinen kleinen Mini voll und kaufte auch 4 Flaschen Sekt.

 „Frauen stehen auf Sekt...“ dachte Robby und grinste verschmitzt! Denn er wusste, Belle stand auf Sekt! „Wieso nicht ein paar Fläschchen kaufen?!“

Seine Hintergedanken spielten Robby wieder einen Streich, als sie ihm ein Bild von wehrlosen Frauen (aufgrund alkoholischen Genusses!) in die Vorstellung projezierten. Vollgetankt und mit 4 Flaschen Prosecco fuhr er nun zum Westfriedhof. Da er schon vor einem halben Jahr dort war, kannte er den Weg zum Friedhof noch. In diese Gegend kam Robby äusserst selten, aber er fand problemlos hin. Sein Auto parkte er am Friedhofsparkplatz, wo er schon ein paar andere Autos ausmachen konnte, Mels Auto war ebenfalls dort.

„Wenigstens sind schon ein paar von uns da....“ dachte Robby, als er aus seinem Auto ausstieg. Mit den 4 Flaschen, zwei in jeder Hand ging er am Haupttor vorbei, denn er wusste, dieses war ab 22 Uhr geschlossen. Aber er kannte den Weg in den Friedhof ausserhalb der Besuchszeiten. Weiter hinten befand sich eine kleine Nebenpforte, die sich nicht mehr verschliessen liess. Dort musste er hin, das wusste er noch. Die Friedhofsmauer, an der er vorbeiging war aus Stein gemauert und hoch. Man konnte nicht ins Innere des Friedhofes blicken. Hoffentlich fand er den Weg zur Gruft von Mel`s Tante noch. Er passierte die kleine Nebenpforte, die offen stand (Gut! Die anderen hatten sie offen gelassen für die, die noch nachkamen!) und erkannte im Schein einer Laterne einen schmalen Erdweg, der sich in der Dunkelheit verlor.

„Menschenskinder... wieso ist das heute so stockdunkel?“ dachte Robby, als er vorsichtig den Weg entlang ging. Er konnte fast nichts sehen.

„Ist heute Neumond?.... Ich glaubs fast, so dunkel wie das ist....“

 Robby stolperte in der Dunkelheit einfach vorwärts. Vage konnte er sich an den Weg zur Gruft erinnern. Doch vor einem halben Jahr war nicht Neumond gewesen und der Schnee hatte das fahle Mondlicht reflekiert. Die Richtung kannte er, aber verdammt noch mal, wo war er nur? Er kam zu einem breiteren Weg. Kannte er diesen Weg? Den Weg ging er einfach weiter. Diese Totenstille hier am Friedhof war bedrückend, vor allem wenn man ziellos umherirren musste. Ein leichter Wind kam auf und Robby konnte das Rauschen der Blätter hören. Eine unheimliche Stimmung.... endlich kam er an einen Brunnen für Blumenwasser. Diesen kannte er doch? Er kam diesmal von einer anderen Richtung, aber er glaubte, er wusste, wohin er musste. Er ging links an dem Brunnen einen kleinen Pfad weiter.

 

 Überall konnte er in der Nähe Grabsteine sehen.

„Hier kommen alle hin, die ich im Institut zusammenflicke...“ dachte Robby etwas sarkastisch.

Ab hier glaubte er den Weg zu kennen und ging etwas schneller den geraden Weg weiter. Vor ihm kamen einige Büsche... dort war die Gruft! Er wusste es! Sie lag etwas versteckt zwischen den Büschen und Bäumen, die Friedhofsmauer war hinter dem Eingang zu sehen. Eine steinerne Treppe führte nach unten. Seine Schritte auf der Treppe wurden von dumpfen Musikklängen gedämpft. Er duchschritt eine geschmiedete Eisenpforte und befand sich gleich im Inneren der Gruft. In der Eingangshalle befanden sich ein paar Grabplatten mit Inschriften. Die Musik kam von rechts.

„Wieder bei Grosstante?“ kam Robby in den Sinn. Klar. War ja schon im Winter so.... direkt vor Grosstantes Grabplatte hatte der Ghettoblaster gestanden und hatte coole Musik gespielt. Auch heute hörte er die Musik von Sisters of Mercy. (Coller Song! Lucretia....). Der Gang bog weiter nach rechts und er stand unvermittelt in einem Grabraum. Die Wände waren aus Stein gemeisselt und wie Ziegel übereinander gemauert worden. Diese kalten Wände strahlten von sich aus eine Kälte ab, dass Robby frösteln liess. Er liebte solche Stimmungen. Mel sah heute wieder zum Anbeissen aus! Schwarze Kleidung stand ihr ausgezeichnet und das lange schwarze Satinkleid unterstrich ihre weiblichen Reize vortrefflich!

Mel war eine seiner langjährigsten Freundinnen. Das Verhältnis von ihm und ihr war mit dem von Geschwistern zu vergleichen. Er liebte sie auf eine besondere Art und und Weise. Eine überschwengliche Begrüssung war das Einzigste was sie gelten liess, darauf legte Mel grossen Wert. Robby stellte seine 4 Flaschen Prosecco neben dem Kasten Bier auf den Boden. Die anderen der Clique hatten sich in den kleinen Gängen der Gruft breitgemacht. Einige unterhielten sich, anderen nickte er zu, zumindest denen, die er kannte. Andere tanzten schon leicht angeheitert in den Gängen. Robby sah sich um: Belle war da! Sie stand weiter hinten in einem Grabraum und besah sich eine der kunstvoll gemeisselten Gruftinschriften an. Sie bemerkte nicht, wie Robby an ihre Seite trat, sie sah verträumt auf die kunstvoll geschwungenen Ornamente vor sich.

„Hallo Belle... gefällt dir diese Grabplatte?“

Belle blickte zu Robby auf und lächelte ihn an.

„Hi... du weisst ja, ich liebe solche Grabinschriften, sie sagen sehr wenig aber doch so viel. Sieh mal... wie Roderick Wells geschrieben wurde. Klare Buchstaben, aber darunter Claire Wells.... mit fein verzierten, verschnörkelten Buchstaben. Daraus erkennt man viel. Roderick war wohl ein nicht so beliebter Zeitgenosse, keine Schnörkel oder sonst was zieren seinen Namen und dagegen Claire... sie war mit Sicherheit beliebt....“

Robby lächelte ein wenig, denn er kannte Belle schliesslich auch ein wenig. Sie war eine Träumerin, was den Tod anging. Ihr Leben verlief normal, wie bei anderen auch, aber wenn Belle einmal anfing mit dem Thema Tod, und wenn es auch nur entfernt mit dem zu tun hatte, kam sie ins Schwärmen und Träumen.

„Möchtest du etwas trinken, Belle?“

Belle lächelte ihn an und hakte sich bei Robby unter. Ein verschmitzes Augenzwinkern bedeutete Robby ein Ja!

„Sekt, Belle....?“

Belle grinste nun von einem Ohr zum anderen.

„Klar Rob! Immer! Du kennst mich doch!“

Robby griff nach einer Sektflasche und öffnete sie mit einem lautem Knall.

„Hey Robby! Willst du wieder mal Belle abfüllen oder was?“

Mels Stimme hallte durch die Gruft, untermalt mit Musik.

„Nein! Ich doch nicht, Mel!“

Robby musste lachen! Und auch Belle lachte! Gott! Belle war eine tolle Maus! Mittellange dunkelrote Haare waren lose zu einem Gewirr aus Zopf zusammengedreht worden und wurden von einer grossen Spange zusammengehalten.

Sie trug einen bodenlangen Stoffrock, darunter mit Sicherheit Unterröcke, denn der Rock sah sehr aufgebauscht aus. Eine Spitzenbluse in Schwarz konnte den schwarzen BH darunter kaum verdecken. Robby war begeistert! Er reichte Belle die Flasche Sekt.

„Sorry, habe keine Gläser gefunden, ich hoffe du trinkst den Sekt auch so...“

Belle setzte die Flasche an ihre Lippen und liess sich den Sekt schmecken. Robby staunte nicht schlecht, als Belle die Flasche absetzte, war diese nur noch zu zwei Dritteln voll. Er nahm die Flasche aus Belles Händen.

„Mann... Belle, du hast ja heute wieder einen Zug drauf... alle Achtung!“

Belle grinste ihn an: „Ich habe nun mal Durst!“

Robby prustete los, noch ehe er die Flasche absetzen konnte. Dann lachte er.

„Belle! Du bist einmalig!“

Robby blieb im Laufe der Nacht immer in Belles Nähe. Beide hatten schon zusammen zwei Sektflaschen geleert, die Stimmung war super! Sie tanzten zu der Musik und alberten rum, bis Belle leicht schwindlig wurde und Robby bat, sie an die frische Luft zu begleiten. Sie gingen die Steinstufen nach oben. Belle ging es schon wieder besser, als sie die frische Luft zu spüren bekam. Sie hakte sich wieder Robby unter.

„Lass uns ein wenig hier spazieren gehen...“ Belle schaute Robby auffordernd an. „Konnte das sein, dass Belle ihn nur rausgelockt hatte um....?“

Robby grinste Belle an. „Wohin gehen wir? Nur so um die Gräber, oder...?“

Belle zog Robby zu sich heran und schlang ihre Arme um seinen Hals. Robby beugte sich leicht zu Belle und sah in ihre graublauen Augen. Der Wind spielte mit den Blättern der Bäume, es war nicht kalt, aber diese dunkle Friedhofsstimmung liess beide leicht schaudern. Die Grabsteine waren kaum zu sehen, denn hier bei der Gruft befand sich nicht einmal eine Laterne. Robby ging einen Schritt zur Seite und zog Belle mit sich. Er konnte die Grabplatte, die seitlich im Boden eingelassen war nicht sehen. Er stolperte zur Seite und konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten. Er fiel mitten auf die Grabplatte, Belle mit sich reissend. Sie fiel direkt auf Robby.

„Hoppla, da bin ich wohl gestolpert!“ entfuhr es Robby und beide mussten anfangen zu lachen!

Die kalte Steinplatte unter sich und Belle über sich, rief ein komisches Gefühl in Robby hervor. Belle schaute ihm in die Augen... und das genügte Robby. Er küsste sie leidenschaftlich, er war.... erregt! Allein die Tatsache auf einer Grabplatte zu liegen, Belle zu küssen und zu streicheln erregte Robby derart, dass er nicht mehr anders konnte...er drehte sie auf den Rücken und zerrte an ihrem Rock.

Wie es eigentlich dazu kam und warum, konnten beide hinterher nicht sagen. Sie hatten es heftig auf der Grabplatte getrieben. Schnell und geil! Der Alkohol und die gruselige Friedhofsstimmung hatten dazu beigetragen, dass sie wie die Tiere über sich hergefallen waren! Belle lag noch um Atem ringend neben Robby.

„Belle...... sag mal..... hattest du schon einmal daran gedacht, es hier.... ich meine... auf einem Friedhof zu treiben?“

Belle richtete sich auf und ordnete ihre Röcke. Sie sah Robby von der Seite an.

„Eigentlich schon.... ich hatte das noch nie gemacht, aber ich wollte einmal wissen, wie das ist.... weisst du, ich konnte mir das nur geil „vorstellen“, aber dass es soooo geil ist... konnte ich nicht ahnen.....“

Robby zündete sich eine Zigarette an und dachte nach. Er hatte auch schon des öfteren daran gedacht. Im Institut kamen ihm schon manchmal seltsame Gedanken.... Belle stand auf und strich ihre Röcke glatt.

„Lass uns wieder reingehen, die anderen werden uns schon vermissen.“

Robby folgte Belle in die Gruft. Dort war die Party noch im vollem Gange, aber Robby fühlte sich auf einmal hundemüde. Es war inzwischen schon nach 3 Uhr morgens und er musste wieder um 8 Uhr im Institut sein. Er verabschiedete sich von Belle mit einem leidenschaftlichen Kuss und sagte Mel Bescheid, er müsse nun gehen.... Arbeit ruft....

 

Der Weg zum Friedhofsparkplatz war für ihn diesmal einfach zu finden. Er setzte sich in sein Auto und fuhr nach Hause. Er wechselte nicht einmal seine Kleidung, er fiel so wie er war ins Bett und schlief augenblicklich ein.

Robby erwachte ohne dass er geweckt wurde. Es wunderte ihn im Halbschlaf, dass er den Wecker nicht gehört hatte. Diese Tatsache liess ihn aufschrecken. Wieviel Uhr war es? Scheisse! Halb acht Uhr durch! Er rief im Institut an und teilte Sam mit, dass er eine halbe Stunde später kommen würde. Noch vollkommen groggy stellte er sich unter die Brause und duschte sich kalt ab! Mann, war das kalt! Aber er war wenigstens halbwegs wach. Er fuhr so schnell er konnte ins Institut. Ines grinste ihn wieder süffisant an, als er bei ihr am Empfang vorbeikam, aber er hatte es eilig. Der Fahrstuhl ging auch schon mal schneller.... Unten angekommen lief er geradezu zum Umkleideraum. Das war ihm aber peinlich.... Menschenskinder, sonst verschlief er nie...

„Sam würde sich lustig machen über ihn, aber was solls?“

Im Kämmerchen sass schon Sam an seinem Stammplatz und trank wie immer Kaffee und hatte eine Zigarette im Mundwinkel hängen, als Robby eintrat. Als Sam ihn kommen sah, grinste er von einem Ohr zum anderen.

„Na Jungchen! Verpennt, was? So hab ich das gern! Feiern bis zum Morgengrauen und dann verpennen! Dass mir das nicht noch mal vorkommt!“

Robby gab ja Sam insgeheim Recht. Er hatte frei bekommen für den gestrigen Nachmittag, aber er konnte sich vage daran erinnern, als er nach Hause kam, dass er den Wecker gar nicht gestellt hatte.... Mist sowas.... „Naja... ich war auch mal jung.... aber dass mir das nicht einreisst hier! Also Schwamm drüber....“ Robby war erleichtert, Sam war doch ein feiner Kerl. Natürlich würde er eine halbe Stunde länger arbeiten, war klar.

Sam deutete Richtung S1 und instruierte Robby, er solle einmal drüben nachsehen, da wäre Arbeit. Robby ging zur Kaffeemaschine und schenkte sich eine Tasse ein, randvoll. Diese kippte er auf einen Zug runter und meinte lakonisch: „Ohne meinen Kaffee kann ich nicht arbeiten....“

Sam lachte auf: „Gut so, Jungchen! So gefällst du mir! Aber schau mal drüben in S1 nach. Dort warten drei „Patienten“ auf dich.“

 „Was liegt denn an?“ fragte Robby als er sich Kittel und Plastikschürze anzog.

„Ach nichts besonderes.... zwei alte Penner, die den Löffel einfach so abgegeben haben und eine junge Tussi, ermordet worden, Schusswunde.... PENG! Mitten ins Herz. Schade, so jung wie die war....“

Robby trank noch im Hinausgehen eine Tasse Kaffee und machte sich auf den Weg nach S1. Links lagen die zwei alten Männer auf den Seziertischen. Rechts befand sich die junge Frau. Als Robby sie sah, benahm es ihm fast den Atem, Gott! Die Frau war eine Schönheit, so nackt wie sie auf dem kalten Seziertisch lag, so blass und fahl... Robby sah ihr ins Gesicht. sie sah aus, wie als ob sie schlafen würde, aber sie schlief nicht, sie war tot. Robby erinnerte sich an ebenso eine junge Frau, die vor einigen Wochen hier vor ihm auf dem Seziertisch lag. Sie war ebenfalls eine sehr schöne Frau gewesen. Der einzige Unterschied zu dieser Toten war, dass diese ein Unfallopfer war und keine Beine mehr hatte, einfach überfahren worden vom Zug. Die junge Frau hatte sich vor den Zug geworfen, wollte scheinbar nicht mehr leben, Selbstmord. Robby konnte nur noch ihre Beine annähen, die die Sanitäter 50 Meter weiter vom Fundort aufgelesen hatten. Alles für die Verwandten, wie Sam zu sagen pflegte. Robby musste diese Frau immer wieder ansehen. Irgendwie strahlte diese Tote eine Faszination auf Robby aus, er konnte aber nicht sagen, welche. Immer wieder sah er ihr ins Gesicht, wie es so friedlich und lieblich dalag, während er ihre Beine wieder annähte. Er besah sich die Nähte und war mit sich zufrieden. Sein Blick schweifte wieder zu dem Gesicht der Toten. Er verspürte einen Drang in sich, der immer stärker wurde.

Wie es wohl sein würde, tote Lippen zu küssen? Wie kalt wären sie?.... Wären sie hart?.... Oder weich? Er musste es wissen!

Langsam näherte er sich dem Kopfende des Seziertisches. Das Gesicht erschien ihn lieblich... wie als ob eine Zufriedenheit auf den Lippen der Toten lag. Wer weiss? Sie hatte bekommen, was sie wollte....er beugte sich über das Gesicht der Toten und musterte sie. Diese Lider... sie waren geschlossen, kein Muskel regte sich. Robby beugte sich tief über das Gesicht der Toten und schloss die Augen. Seine Lippen berührten die der Toten.... ganz sanft.... und sie waren kalt! Die übliche Geschmeidigkeit fehlte, sie waren etwas rauh.... aber doch angenehm sie zu berühren. Robby konnte von diesen Lippen nicht lassen. Er presste seine Lippen auf die kalten Lippen der Toten. Der Versuch, mit seiner Zunge zwischen ihre Zähne zu gelangen schug fehl. Robby erregte die Vorstellung, seine Zunge um totes Fleisch kreisen zu lassen. Seine Gier nach totem Fleisch liess ihn ihren Kopf packen und das Kinn der Toten nach unten zu drücken. Er spürte das kalte Stück Fleisch mit seiner Zunge und bekam einen Ständer. Aprupt löste er sich von der Leiche und wich ein paar Schritte zurück. Das konnte doch nicht er gewesen sein, der das gerade getan hatte! Er keuchte! Was hatte er getan?! Robby war vollkommen verwirrt....

 

Er konnte nicht weiterarbeiten. Langsam ging er zurück zum Kämmerchen und sagte Sam, ihm wäre übel und müsse sich erst einmal erholen. Sam schaute ihn zwar argwöhnisch an aber sagte nichts dazu. Wieso auch...

Diese Szene kam Robby in den Sinn als er diese junge Ermordete sah. Sie sah zwar anders aus, aber er fand sie faszinierend, so wie sie nackt auf dem Seziertisch lag... die Schusswunde war deutlich zu sehen. Warum musste sie sterben? Robby zuckte mit den Achseln, egal, sie war tot... schade... zuerst machte er sich daran, den Obduktionsschnitt zuzunähen. Aber er musste diesen Körper immer wieder mustern. Die Schusswunde im Brustkorb, sie blutete nicht. Zeigte nur ein Loch in der Haut. Ihr Brustkorb war vom Pathologen geöffnet worden. Unliebsam und ohne jedes Gefühl waren die Rippen wieder in ihre Ausgangsposition gedrückt worden. Das Brustbein war durchgesägt worden... er musste lediglich die Haut darüber wieder vernähen, damit man nichts mehr von der Obduktion zu sehen bekam. Gott, diese Frau hatte einen Körper... so perfekt, wie selten eine Frau hatte... die Hüften waren schmal, dennoch wohlproportioniert. Die Brüste waren voll und wohlgeformt.... Robby überkam allein beim Hinsehen der Drang diese Brüste in die Hände zu nehmen. Er legte die Nadel beiseite und berührte mit seinen Händen leicht die Hüften der Toten. Sie fühlten sich gut an, trotz der Kälte der Haut. Seine Finger wanderten höher zu den Brüsten. Er musste sie anfassen und fühlen! Kalt war die Haut! Aber das störte Robby nicht, das erregte ihn! Er massierte die toten Brüste bis er er einen Steifen bekam. Seine Hände wanderten tiefer, passierten den Bauchnabel.... und seine Hände berührten die Schamhaare der Toten. Diese fühlten sich nicht weich an, wie bei anderen Frauen.... eher steif... aber er liess seine Finger weitergleiten... nach unten. Wie es wohl sein würde, wenn er seine Finger...??

Seine Hände zitterten vor Erregung.... er musste es wissen! Wie würde sich das Anfühlen? Kalt? Hart? Er liess seine Fingerspitzen über die Klitoris der Toten gleiten und schob vorsichtig einen Finger in die Vagina der Toten.

Das war ein irres Feeling!!! Kaltes Fleisch umspann seinen Finger, ein Widerstand war zu spüren. Eine Vagina kannte er, aber noch keine tote.... diese war kalt und eng... und er hatte einen Ständer, wie selten zuvor. Sein Finger schob sich immer tiefer in die Vagina der toten Frau. Und um so geiler wurde er! Er musste aufhören! Robby drehte fast durch! Er war so geil, dass er auf die Toilette ging und sich selbst befriedigen musste. Gott! Er war pervers! Das war ihm klar, aber es war ihm in diesem Fall auch leidlich egal!

 

Robby musste sich erst einmal sammeln. Er ging zu Sam, der inzwischen im S1 war und die Tote in eine der Kühlboxen schob.

„Sag mal Junge, was ist denn mit dir los heute? Erst verpennst du, dann lässt du halb angefangene Arbeit liegen... bist schlecht drauf heute, was?“

Robby sah Sam verwundert an und meinte: „Nene, Alterchen, ich war nur schnell am Klo... bin nicht so fit heute...“

Sam nahm diese Ausrede an und verschwand wieder Richtung Kämmerchen. Beiläufig meinte er: „Heute kommt eine Gruppe Studenten rein, die wollen sich einmal die Pathologie ansehen, am Besten du holst dir so gegen 3 Uhr einen der Opas aus dem Kühlschrank, damit das junge Gemüse was zu sehen bekommt. Falls nichts reinkommt, kannst du ja die Nähte wieder ziehen und denen was zeigen...hehe! Leiche von innen!“

Sam lachte sich bei seiner Aussage kaputt. Wo er nur Medizinstudenten ärgern konnte, tat er das. Robby konnte ein Lied davon singen.(Wieso bin ich eigentlich noch hier bei dem alten Kauz???)

Robby ging Mittags in die Kantine um etwas zu Essen, es war nichts los in der Pathologie und so gönnte er sich die Zeit und ging wieder einmal in die Kantine essen. Später so gegen 2 Uhr trudelte er wieder unten im Kämmerchen ein. Sam war wohl im S1 und flickte wieder jemanden zusammen, denn er war nicht hier. Robby nahm sich wieder eine Tasse Kaffee und sah aus den Augenwinkeln, dass eine Gruppe von Leuten an dem Gangfenster vorbeiging. Ach ja... die Studenten.... aber eine Person fiel ihm auf. Eine junge Frau... er hatte sie nur flüchtig vorbeigehen sehen.... die Gruppe verschwand im S1. Robby zog sich an und ging ihnen nach. Die Studentengruppe stand im S1 und Sam hatte sie zu den Kühlkammern geführt. Er hatte eine davon geöffnet und erklärte dies und das. Egal, die Studenten vom ersten Semester wissen sowieso nicht viel. Aber die junge Frau, die in der Gruppe war, erregte Robbys Aufmerksamkeit. Sie hatte eine Art, die Robby faszinierte. Sie trug eine schwarze Stretchjeans, die knalleng sass und einen schwarzen Body.

 

Eine schwarze Jeansjacke trug sie um die Hüften gebunden. Robby kam es so vor, als ob die Frau verstohlen zu ihm rübersehen würde. Sein Herz klopfte, als er sie anblickte. Sie war wunderschön! Lange schwarze Haare umrandeten ihr blasses Gesicht. Immer wieder musste sie sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht wischen, was Robby sehr anziehend fand. Sie hatte wundervolle braune Augen... aber sie hatten keinen Glanz. Eine Zeitlang stand Robby bei der Gruppe und hörte Sam einen Vortrag über Hygiene zitieren. Sam zog sogar einen Opa aus der Kühlbox und erklärte der Gruppe, wie man Obduktionswunden vernähte. Robby war nur noch fasziniert von der dunklen Schönheit.Was er an ihr faszinierend fand, konnte er nicht sagen,  als ob er sich in einem magischen Bann befinden würde, musste er sie mit seinen Blicken verfolgen Schon die Art, wie sie dastand und Sam aufmerksam zuhörte, fand Robby sehr anziehend. Nachdem Sam mit seinem Vortrag fertig war begab sich  die Studentengruppe Richtung Fahrstuhl. Robby folgte ihnen auf den Gang und sah dem Mädchen nach... diese ging als Letztes und drehte sich kurz vor dem Fahrstuhl um und sah ihm direkt in die Augen: „Wenn du mich treffen willst, dann komme heute Abend ins „Dreamland“..... und verlange Queen......“

Robby sah Queen im Fahrstuhl verschwinden und stand erst einmal perplex da.   Konnte es sein ,dass diese Supermaus ihn angesprochen hatte?

 

Dreamland? Wo war das denn? Und: was war es? Es hörte sich nach einer Diskothek an, Robby war schon länger nicht mehr ausgegangen, es konnte ja sein, dass das Dreamland neu eröffnet worden war? Denn sonst kannte er ja alle Discos in der Stadt..

Robby musste es herausfinden, egal ob er alle die er kannte, anrufen musste, aber er musste Queen treffen!

Die Zeit war wie im Flug vergangen. Robby stand noch immer im Gang, als Sam ihn von der Seite anrempelte und verschmitzt lächelnd Robby von unten ansah:

„Na Jungchen? Die kleine Schwarzhaarige hats dir aber angetan! So baff standest du noch nie da! Wie vom Donner gerührt standest du da und hast die Kleine angegafft! Es hätte nur noch gefehlt, dass dir die Kinnlade runtergefallen wäre.... Mann oh Mann, Jungchen...“

Robby hatte Sam nur mit halben Ohr zugehört.

„Was? Wie....?“

Sam schüttelte nur noch den Kopf und schlenderte Richtung S2 und brummte abwinkend vor sich hin: „Junge,Junge.... geh dich umziehen, es ist schon spät.“

Robby schaute Sam verdutzt nach, dann sah er auf seine Uhr. Es war bereits halb fünf Uhr! Nun aber los!

„Bis morgen Sam! Ich habs eilig....“ und er verschwand im Umkleideraum. Sam schaute ihm nach und konnte nur wieder den Kopf schütteln.

„Den hats erwischt, sag ich...“

 

Robby zog sich so schnell er konnte um und lief zum Fahrstuhl. Die Heimfahrt ging ihm heute auch nicht schnell genug. Als er endlich zu Hause ankam, griff er als Erstes nach dem Telefonhörer. Wen sollte er anrufen? Herb? Nein, der ging höchstens ein Bier trinken, oder auch einmal ein paar Cocktails.... hm...

Na klar! Mel! Die könnte wissen, was das Dreamland war!

Er rief Mel an und fragte sie nach einer Diskothek oder ähnliches, die sich Dreamland nannte. Mel konnte ihm auch nicht weiterhelfen, da sie derzeit im Prüfungsstress sei und auch nicht wisse, was in der Stadt neu aufgemacht hätte. Sie gab ihm den Rat bei Belle anzurufen, da Belle regelmässig abends unterwegs wäre und viele Leute kannte. Gesagt, getan. Robby rief Belle an und fragte sie nach dem Dreamland. Belle zögerte einen Augenblick und meinte: „Klar... ich kenne das Dreamland... seltsamer Laden.... Ich war einmal dort. Ist aufgemacht wie ein Gothicschuppen. Aber die Leute dort sind mir doch zu krass drauf. Irgendwie fand ich es dort nicht so toll... Wieso willst du das wissen?“

Robby erklärte ihr, er würde sich dort mit jemandem treffen wollen. Belle beschrieb ihm den Weg dorthin. Der Gothicschuppen lag im Industriegebiet, und war wie sich im Laufe des Gespräches herausstellte erst kürzlich eröffnet worden. Robby bedankte sich bei Belle und legte auf. Wenigstens wusste er nun, wo er Queen treffen konnte.

Er ging nochmals unter die Dusche und rasierte sich. Sein Kleiderschrank bot ihm heute ein weisses Rüschenhemd Marke Louis VIX und eine schwarze Jeans. Robby schnappte sich noch seine Jeansjacke und warf die Tür ins Schloss. Unterwegs schaute er noch beim Burger King rein und genehmigte sich auf die Schnelle noch einen Doppelwhopper mit Cola und fuhr weiter Richtung Industriegebiet. Die Sonne war gerade untergegangen. Robby fuhr eine gerade Strasse entlang, links und rechts befanden sich Fertigungshallen, Elekto-und Computerfirmen, gelegentlich auch Billigläden.

Die Reklameschilder leuchteten schwach im Halbdunkel als er vorbeifuhr. Laut Belles Beschreibung musste das Dreamland bald zu sehen sein, denn Robby war fast am Ende dieser Strasse. Sie endete in einer Sackgasse, dahinter befand sich nur ein angrenzender Wald. Hier sollte es sein. Robby drehte um und fuhr ein kleines Stück die Strasse zurück. Eine kleine geteerte Strasse führte rechts zwischen zwei Hallen hindurch. Robby bog in die kleine Strasse ein und konnte am Ende einen Parkplatz sehen und auch:

Das Dreamland! „Ganz schön versteckt, der Laden!“ dachte er, als er auf dem Kiesplatz vor dem Dreamland einen Parkplatz suchte.

Allzuviel los war scheinbar nicht, denn es waren nicht mehr als 20 Autos auf dem Parkplatz zu sehen. Robby stieg aus und besah sich das Dreamland von aussen.

 

Das alte zweistöckige Gemäuer war komplett schwarz angestrichen worden. Nur der Schriftzug „Dreamland“ war in weiss halbrund über die Eingangstüre geschrieben worden. Rhytmische Musikfetzen waren zu hören. Robby zog die massive Holztüre auf und befand sich in einer Art kleinem Vorraum. Im Durchgang zu dem dahinterliegenden Gang standen zwei junge Männer an einer aufgestellten Kasse, bestehend aus einem Hochtisch und einer Geldkasette. Robby zahlte und ging in den Gang. Dieser war ebenfalls wie die Aussenwände schwarz gestrichen worden. Bunte Neonketten verliefen an der Decke die Wand entlang. Er ging weiter und kam in den Discobereich.

Laute Musik machte es ihm fast unmöglich an der Bar ein Bier zu bestellen. Er musste fast Brüllen, aber die etwas blass aussehende Bardame konnte ihn verstehen. Nachdem er sein Bier erhalten hatte, suchte er sich eine Sitzgelegenheit. In der Mitte des Raumes befand sich eine kleine Tanzfläche, die aus massivem Holz gezimmert war und wie ein leicht erhöhtes Podest aussah. Auf der Tanzfläche befanden sich ein paar Leute, die zu den Klängen von Seraphim Shock tanzten. Um die Tanzfläche waren kleine Nischen angeordnet, wo man sich an Tische und bequeme gepolstete Bänke setzen konnte. Auch hier waren sämtliche Wände schwarz, vereinzelte kleine Neonspots spendeten ein kärgliches Licht. Robby entschloss sich, an einem Bistrotisch Platz zu nehmen, denn hier in der Ecke konnte er in Ruhe das Geschehen beobachten. Er sah sich um, aber Queen konnte er nicht entdecken.

„Wird wohl noch zu früh sein, vielleicht ist sie noch nicht da...“ dachte Robby.

An einem der Nebentische standen drei Männer und eine Frau. Zwei der Typen standen nur herum und starrten auf die Tanzfläche.

Der dritte Mann baggerte die Frau an. Diese erschien Robby irgendwie seltsam.

„Entweder ist die besoffen oder bekifft.... so wie die rumtorkelt....“

Der Typ versuchte die Frau zu küssen, aber diese Wand sich aus dessen Armen und verschwand. Robby sah den Gang hinunter wo sich der Eingang befand. Erst jetzt bemerkte er, dass weiter hinten sich eine Glastüre befand. Diese war aus dunkel getöntem Glas. Von der Ferne konnte er schemenhaft Leute erkennen. Es sah sogar aus, als wenn ein Türsteher hinter der Türe wäre. Er beobachtete weiter diese Türe. Pärchen kamen vom Eingang und blieben vor dieser Tür stehen. Diese würde von innen von einem Türsteher geöffnet. Robby wurde abgelenkt, denn am Nebentisch entstand ein kleines Handgemenge. Die Frau war wiedergekommen und hatte wohl den Typen um Zigaretten angepumpt, dieser wollte ihr aber keine geben. Kopfschüttelnd schaute Robby wieder zu der Tür.

Er konnte sich täuschen, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, jemand würde ihn beobachten. Der Türsteher hinter der getönten Glastür stand auf und öffnete die Tür. Er kam geradewegs auf Robby zu und baute sich vor ihm auf. Mit tiefer Stimme sagte er: „Queen will dich sehen.....folge mir....“

Robby glitt von seinem Barhocker, nahm sein Bier mit und folgte dem Türsteher durch die Glastür. Dahinter befand sich ein dunkler schummriger Raum mit Bar und diversen Sitzecken. Der Türsteher nickte Richtung Bar, Robby setzte sich auf einen der Barhocker und schaute sich um. Die Musik war hier nicht so laut, sodass man sich gut unterhalten konnte, was auch die meisten hier in diesem Barraum auch taten. Hinter der Bar an der linken Seite befand sich eine kleine Holztüre, sie schien sehr alt zu sein, denn sie hatte schon einige Kratzer und Furchen. Robby beobachtete die Leute, wie sie sich unterhielten. Alle waren relativ blass und ihre Bewegungen schienen einen Tick langsamer zu sein, wie man es üblich gewohnt war. Belle hatte ihn schon vorgewarnt, dass die Typen hier etwas seltsam wären.

Was tranken die hier eigentlich?

Gläser standen zwar herum, aber alle waren leer. Zufall? Plötzlich öffnete sich die Türe hinter der Bar, eine junge blonde Frau erschien. Sie sprach Robby von hinter der Bar an, ob er der Mann vom Institut sei. Er nickte. Die Blonde schaute zur Türe hinter sich: „Queen erwartet dich bereits....“ Queen erwarte ihn? Die Supermaus erwartete IHN? Robby fühlte sich irgendwie geschmeichelt und betrat den Raum hinter der Bar.

 

Als erstes fiel ihm Queen auf, die bequem auf einem alten Himmelbett lag. Die Einrichtung interessierte Robby nicht mehr, wobei diese sehr geschmackvoll an Jugendstil erinnerte, aber er hatte nur noch Augen für Queen! Wie sie auf dem Bett lag! Sie lag auf dem Bauch, das Kinn in die Hände gestützt, ein Buch lesend. Queen hob den Kopf und sah Robby an. Fasziniert blickte er in ihre braunen Augen! Queen richtete sich auf, legte ihr Buch beiseite und setzte sich hin.

„Du bist früh dran.....wie ist eigentlich dein Name?“

Robby schluckte, denn der Klang ihrer Stimme in seinen Ohren hörte sich wie Musik an! Melodisch klang sie, weich und auch fordernd.

„Robby....“ Queen lächelte ihn an. (Wahnsinn! Dieses Lächeln!) Sie stand vom Bett auf und ging zu einer Couchgruppe in der Ecke. Auf dem kleinem Tisch davor standen zwei kunstvoll geschmiedete Kerzenhalter aus Messing. Queen nahm ein Feuerzeug, das auf dem Tisch lag und zündete die Kerzen an. Sie setzte sich auf die Couch und klopfte auf den Platz neben sich. „Setz dich, Robby.... hier ist es bequemer als in der Gegend herum zu stehen.“

Robby folgte ihrer Aufforderung und setzte sich neben sie. (Sie ist so faszinierend schön! Ihre braunen Augen! Ich liebe diesen kalten Blick, wie sie mich mustert und anlächelt...) Queens Blick lag auf Robby`s Gesicht.

„Du bist mir im Institut gleich aufgefallen, Robby.... denn ich habe in deine schwarze Seele blicken können...“

Robby wollte etwas sagen, aber Queen legte ihm einen Finger auf die Lippen: „schhhh.... ich rede..... und ich möchte, dass du mir einfach zuhörst...“ Robby erschrak leicht, denn Queens Finger an seinen Lippen war eiskalt. Doch er hörte ihr zu.

„Du bist nicht so wie Andere... das habe ich gespürt... und deswegen bist du hier.Der Tod fasziniert dich, das habe ich von Anfang an gespürt...“

Robby spürte eine leichte Kälte als er ein „Ja“ hauchte, woher diese Kälte kam, wusste er nicht, es war ihm auch egal, Hauptsache er war in Queens Nähe. Queen legte Robby ihre Arme um seine Schultern und sah ihm tief in die Augen, wie als ob sie durch sie hinduchsehen könne und das sehen könnte, was dahinter lag. Robby fühlte ihre kalten Arme... ihre Augen zogen ihn in ihren Bann, er war wie hypnotisiert.

„Es stimmt wohl, dass du Gefallen am Tod hast... deine Gedanken verraten es mir....also werde ich dich teilhaben lassen, an dem Wissen, was ich besitze!“ Robby konnte nichts sagen, Queen konnte in ihm lesen, wie in einem Buch. Er war gefangen in ihren Armen und in ihrem Blick.

„Ich weiss, du liebst es tote Lippen zu küssen...“

(Woher wusste Queen das?....)

Ihre Lippen näherten sich den seinen.... Wie als ob er dazu gezwungen wurde, musste er seine Augen schliessen. Er spürte einen kalten Hauch als Queen ihre Lippen auf die seinen presste....

(Sie sind so kalt! So kalt, wie die von Toten....!)

 Sie öffnete ihre Lippen und spielte mit seiner Zunge. Fordernd zwang sie ihn, sie zu küssen, ihre kalte Zunge in seinem Mund jagtem ihm Schauder über den Rücken. Er liess sich in diesem Kuss fallen... so geil, diese kalten Lippen... alles so kalt! Robby spürte, wie er immer erregter wurde...

(Was passiert hier mit mir?.....)

 Queens Lippen lösten sich und sie liess ihre Lippen langsam über seinen Hals wandern. Robby konnte nur spüren, wie ihre kalte Zunge über seinen Hals glitt... er seufzte leicht auf... Er spürte den leichten Schmerz nicht, den Queens Biss verursachte. Ein Paar kleine spitze Zähne gruben sich tief in Robbys Hals... Sie saugte geniesserisch an ihm... Es war ein süsser Schmerz....er versank in Trance...

 

Queen löste sich von seinem Hals und lachte laut auf! Robby löste sich nur schwer aus seiner Erstarrung und blickte Queen an. Ein kleiner Blutstropfen hing noch an ihren Lippen! Was hatte sie getan?! Robby spürte eine Übelkeit in sich aufsteigen. Er übergab sich auf den Teppich unter sich und fühlte sich hundeelend....irgendetwas war mit ihm geschehen...

(Was hatte Queen mit ihm gemacht?!)

Ihm war hundeelend, er spürte wie das Leben aus ihm wich, wie das letzte restliche Blut was er besass an seinem Hals hinunterlief und sein weisses Hemd an dieser Seite rot einfärbte.

Robby konnte keinen Herzschlag bei sich spüren! Er war tot! Aber er lebte! Was war Queen? Eine Vampirin?!

Erneut musste er sich übergeben bei diesen Gedanken.

Queen lachte immer noch....

„nun wirst du wissen, wie es ist, tot zu sein und zu leben! Nur das Eine wirst du nie mehr können!“

Robby hörte noch immer Queens spöttisches Lachen....

„WAS? Was werde ich nie mehr können, Queen! Sags´ mir!“ spie er ihr ins Gesicht.

„Du wirst nie mehr ficken können, mein Bester! Oder meinst du im Ernst, tote Körper können das noch? 

Diese Erkenntnis traf Robby wie ein Messerstich ins Herz.

„Das konnte doch nicht wahr sein.....“

Er schrie sein Leid hinaus: Neeeeiiiiiinnnnnn!!!!!!“ ..........und Queen lachte und lachte.............

(c) By Sabine Buchmann    IllusionsHome@gmx.de

 

ZURÜCK