Eine verpasste Gelegenheit

 

Es war eigentlich ein trüber Tag. Trotzdem ging es mir gut. Ich hatte Urlaub, wenn auch nur für einen Tag, und ich war sehr entspannt. Ich hatte gerade meinen Wagen auf dem obersten Parkplatz des Frankeneinkaufszentrums abgestellt und mich auf den Weg zum Aufzug gemacht.

 

Wir stehen nebeneinander. Aus den Augenwinkeln mustere ich dich. Ich finde dich sehr hübsch, obwohl ich durch deine kurzen, roten Haare, die so gekämmt sind, dass sie kaum etwas von deinem Gesicht zur Seite zeigen, nicht viel erkennen kann. Du hast eine tolle Figur, schlanke Beine und einen perfekten, wohlgeformten Hintern. Während wir da stehen, ziehst du deinen weinroten, glänzenden Ledermantel über den Strickpulli, und versteckst deinen Körper vor meinen neugierigen Blicken. Als der Aufzug anhält, öffnen sich die Türen mit einem mechanischen Summen und wir steigen ein. Du zuerst, und ich werfe einen letzten Blick auf die Stelle, an der sich deine blauen Jeans eng an deine Kurven schmiegen. Du bist so sexy...

 

Du drückst einen Knopf für ein Stockwerk und ich vergesse sogar, einen für mein eigenes Stockwerk zu drücken. Plötzlich, kurz nachdem er sich in Bewegung gesetzt hat, ruckt der Aufzug und steckt fest. Ich seufze genervt und im gleichen Moment tust du es auch. Wir lachen beide und unsere Blicke treffen sich. Du hast wunderschöne blaue Augen, und diese Lippen... Ich kann nicht anders. Ich weiß, im gleichen Moment, dass ich dich will, und dass es falsch ist. Aber ich fühle, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich gehe langsam zu dir hinüber und unsere Blicke lösen sich nicht voneinander. Ich beuge mich zu dir herunter und küsse dich zärtlich und vorsichtig auf den Mund. Deine Lippen sind weich und warm und du schmeckst wundervoll süß. Die Welt um mich herum wird schwarz, während du dich an die Wand lehnst und wir uns eng umarmen. Dein Körper ist so fest und straff, und trotzdem weiblich und weich. Das Gefühl, ihn eng an meinen gedrückt zu spüren, lässt meine Erregung wachsen. Und das in jeder Hinsicht. Gott sei Dank trage ich keine allzu enge Hose, ansonsten hätte ich sie bestimmt gesprengt. Ich löse meine Lippen langsam von deinen und fahre an deinem Kinn und deinem Hals entlang, während meine Hände geschickt die Knopfleiste deiner Jeans öffnen. Ich rechne halb damit, dass du mich ohrfeigst, aber stattdessen spüre ich deine Hände an meinem Reißverschluss und sofort danach die Hose nach unten rutschen. Ich knie vor dir nieder und ziehe langsam dein weißes Höschen nach unten. Es macht mich verrückt. Was du mir zu bieten hast, ist schöner, als ich es jemals zuvor gesehen habe. Es ist perfekt. Ich lecke und küsse zärtlich die Stelle zwischen deinem Bauchnabel und dem, was darunter folgt. Dann ziehe ich meine Boxershorts nach unten. Nachdem ich wieder aufgestanden bin, schlingst du sofort dein linkes Bein um mich und reibst dich an mir. Ich spüre, dass du mehr als bereit für mich bist. Und ich will dich. Noch immer, mehr sogar, als noch vor einigen Minuten. Ich küsse wieder deinen Hals und sauge den Duft deines Parfüms in mich auf, während ich zärtlich in dich eindringe. Meine Hände streicheln jetzt abwechselnd über deinen Bauch, hinauf zu deinen perfekten, weichen Brüsten, dann über deine Schenkel und deinen Hintern, dann deinen Rücken und auch durch deine Haare. Deine Hände sind unter meiner Jacke und berühren mich an Stellen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie auf eine Berührung derart reagieren können. Unser Rhythmus wird schneller und leidenschaftlicher und wir keuchen und stöhnen im selben Takt. Die Welt um mich herum ist längst nur noch ein Ball aus Emotionen. Ich beginne erst wieder klar zu sehen, als du deine Fingernägel tief in meinen Rücken gräbst. Ich spüre wie du kommst, und dass wiederum bringt mich zum Höhepunkt. Mit einem leidenschaftlichen, fast schon blutig-aggressiven Kuss erklimmen wir gemeinsam den Gipfel der Lust. Eng umschlungen stehen wir anschließend da, schwer atmend und überglücklich.

 

 Dann setzt sich der Aufzug plötzlich wieder in Bewegung. In Windeseile ziehen wir unsere Sachen an. Der Aufzug hält in deinem Stockwerk. Ein letztes Mal drückst du deine weichen, warmen Lippen auf meine. Ich spüre den Schmerz in dir, wohl wissend, dass ich dich vermutlich nie wieder sehen werde. Bis die Aufzugtüren vor mir wieder zusammengleiten, sehe ich dem wundervollen Schwung deiner Hüften hinterher.

 

Ich schrecke aus meinem Tagtraum auf. „Fährst du auch in den ersten Stock?“ Überrascht sehe ich dich an. „Was?“ „Ob du auch in den ersten Stock fährst?“ Ich schüttele den Kopf. „Nein. Erdgeschoss. Entschuldige.“ Ich drücke den Knopf und stelle mich an die gegenüberliegende Wand. Unsere Blicke begegnen sich und wir lächeln uns an. Ich überlege, ob ich dich ansprechen, dich zu einem Kaffee einladen, dich vielleicht sogar um deine Telefonnummer bitten soll. Als sich die Aufzugtür öffnet, trittst du hinaus. Du schenkst mir ein letztes perfektes Lächeln und ich weiß, dass du für immer aus meinem Leben verschwunden bist. Nachdem die Türen sich geschlossen hat, ohrfeige ich mich schallend selbst dafür, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben.

 

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